Samstag, 13. Juli 2013

Das Essen


So, nach all den Posts über die verschiedensten Sachen, wird es jetzt mal Zeit über das Essen zu berichten. Ich gehöre zwar nicht zu den Leuten die ihr Essen fotografieren und dann weiterverbreiten (also das Foto, nicht das Essen), und ich hatte mir auch vorgenommen, sowas auch sein zu lassen. Da wusste ich aber noch nicht, dass es mich irgendwann ins ferne Taiwan verschlägt. So soll also dieser Post anhand informativer Bildnisse dafür sorgen, die Taiwanesische Esskultur meinen Lesern näher zu bringen.

Bevor es aber mit den Abbildungen kulinarischer Köstlich- oder auch Ungenießbarkeiten losgeht, möchte ich zuerst auf die akustischen Akzente des Kredenz-Spektakels eingehen.
Ich denke, der noch heute sehr geschätzte Freiherr Adolph Franz Friedrich Ludwig Knigge würde sich im Grabe umdrehen, würde er wissen, was man sich über die Essgewohnheiten der Chinesen so erzählt. Wobei ich hier kurz einharken muss: ich spreche oft von Chinesen, meine dann aber Taiwanesen. Manchmal aber auch Chinesen. Ich sollte da in Zukunft besser aufpassen, da der Tritt ins Fettnäpfchen unangenehme Folgen haben kann. Ist fast so wie mit Deutschen und Schweizern. Nur ohne das mit den Steuern.

Also, man sagt über China, dass, je mehr Geräusche man während des Essens von sich gibt, desto besser schmeckts einem. Fangen wir also beim Schmatzen an. Ist anisch relativ verbreitet, und mit offenen Mund essen geht sowieso klar. Bei den vielen unterschiedlichen Konsistenzen des Essens aber auch kein Wunder. Es geht also nicht nur um den Geschmack, auch viele unterschiedliche Konstenzen können durchaus Spaß bereiten. Alle Champion - und Fettrandhasser können sich also schonmal auf den nächsten Chinabesuch freuen.

Am intensivsten sind die Schlürfgeräusche. Diese sind aber der Tatsache geschuldet, dass man fast immer Suppe zum Essen bekommt. Da wirft man dann alles mögliche an Fleisch rein. Letztens hatte ich zum Beispiel Suppe mit Kohl, Schweinefleisch und einem Fischballen, was irgendetwas fittiertes Fischiges ist. Einfach mal zwei Fleischsorten mischen! (ja, ich betrachte auch Fisch als Fleisch). Sehr verbreitet ist auch die allseits beliebte Nudelsuppe, die auch ich schon des öfteren genossen habe. Da sind die Nudeln dann meistens so lang (so um den halben Meter), dass man die in den Mund schlürfen muss. Das sollte man aber nicht zu schnell, sondern langsam und genussvoll machen, da sonst alles durch die Gegend spritzt.

Dann ist da noch die Sache mit den Stäbchen. Letztens noch hat mich Ramon gefragt, warum die Chinesen nicht einfach mit Gabel und Löffel essen, ist doch einfacher. Abgesehen davon, dass wir als Europäer das Thema soweiso nur sehr schwer objektiv betrachten können, habe ich mich das auch einmal gefragt. Ich mein, das arabische Zahlensystem benutzen die Taiwanesen ja schon, und Englisch ist auch relativ verbreitet - warum also nicht auch noch die Stäbchen?
Nun, abgesehen davon, dass sich so ziemlich jedes Volk der Welt sein kulturelles Erbe bewahren möchte, ist die Sache mit den Stäbchen gar nicht so schwer und ineffizient, wie es auf den ersten Blick erscheint. Zum einen liegt das daran, dass man mit ein wenig Übung die unzähligen Leckerbissen relativ zielsicher in den Mund führen kann, zum Anderen ist mir aufgefallen, dass die Konsistenz  beziehungsweise die Größe des Essens an die Handhabung mit Stächen angepasst ist. Der Reis klumpt, die Soßen sind dick und halten relativ viel zusammen, das Gemüse ist in Streifen geschnitten anstatt in Würfel. Das Einzige, was ich bemängeln könnte, ist dass man die Reste relativ schwer vom Teller bekommt. Auch bei geübten Stäbchenessern wird dann die Schüssel oder der Teller am Mund angesetzt, und der Rest dann unelegant in den Mund geschaufelt. Passt also doch eigentlich ganz gut ins kulinarische Gesamtbild! (Abgesehen davon soll es in China ja eine Beleidigung sein, ganz aufzuessen, da man damit ja indiziert, dass nicht genug Essen vorhanden ist - was widerum als Beleidigung für den Gastgeber gesehen wird)
Hinzu kommt, dass für die Suppen ja sowieso ein Löffel verwendet wird. Wobei dieser so groß ist, dass man auch hier um die Schlürflaute nicht herumkommt.

Kommen wir zum Fleisch. In China ist ein gutes Stück Fleisch eines mit schön viel Fett, Knorpel und Knochen dran, damit die Zunge auch ordentlich was zu tun hat und einem nicht langweilig beim Essen wird! So muss man die meisten Fleischbrocken, die fast immer in der Suppe schwimmen, ganz in den Mund schieben, irgendwie trennen und dann die nicht nahrhaften Komponenten - also Knorpel und Knochen - auswerfen. Was unser Freiherr davon halten würde kann man sich ja denken. Allerdings habe ich heute zum Beispiel Ente geholt, wo echt leckeres und guten Fleisch bei war. Ramon und ich haben uns eine ganze Ente mit Reis, Reistortillas und Gemüse geholt. Das Filet gabs extra auf einem Teller, und die ganzen Reste - von Rippen über Wirbel und Flügel - zerhackt mit ein bisschen Soße und ein paar Kräutern in einem Plastikbeutel. Diese "Reste" schmeißt man dann in einen Kochtopf, macht ein bisschen Wasser rein, und kocht sich eine schöne Suppe. Haben wir auch gemacht, war echt lecker! Nur das mit dem Fleisch vom Knochen ablutschen ist noch nicht ganz so mein Ding.

Zu guter letzt: Früche. Gibts in Hülle und Fülle, es gibt auch sehr viele Obstläden, die sehr leckeres und frisches Obst zu fairen Preisen verkaufen. Besonders die Mangos hier sind sehr gut. Sehr süß und saftig, genau das richtige zum Nachtisch.

Nunja, genug der Worte, hier kommen die Bilder:

Ein Dumpling. Kostet ca. 80cent, gibts direkt um die Ecke. Gefüllt mit Hack und Zwiebeln und ein wenig Grün, oder mit Hähnchen oder sonstwas. Der Teig scheckt leicht süßlich und ist relativ labbrig, weshalb ich die nicht ganz so gerne esse.

Eine Nudelsuppe. Kostet 2,80€, ist dafür aber auch sehr viel und macht pappsatt. Hier in der Rinderausführung, die sehr würzig und lecker ist. Könnte auch eine deutsche Suppe sein. Achtung: beim Schlürfen der Nudeln besteht erhebliche Kleckergefahr.
Das Restaurant wo es die Nudelsuppe gibt. Bin dort mittlwerweile Stammgast.

Sashimi, im Prinzip Sushi in Einzelteilen. Mit 5€ relativ teuer, dafür aber anscheinend auch einer der besten Läden der Stadt (Abends wartet man über 30min auf einen Sitzplatz). Da ich Sushi soweiso gerne esse, einer meiner Favouriten.

Teilchen vom Donutes gegenüber (sowas wie ne Mischung aus Kamps und Starbucks). Sehen sehr westlich aus, schmecken auch so. Könnten aus einer europäischen Bäckerei stammen. Auch gut fürs Frühstück am Wochenende zu gebrauchen. Fazit: lecker.

Ein Taiwanesisches Kirscheis. Auch hier kaum Unterschiede zu Europa feststellbar. Nur Supercrunchig wars nicht. Eher mittelmäßig crunchig.

Hier nochmal ein Gericht aus der Mensa am ITRI. Links Schwein mit Sojasalat und Nudeln, rechts eine Dumplingsuppe. Sehr lecker und mit 1€ sehr preiswert. Nur die glibbrigen Dumpling zwischen die Stäbchen zu bekommen, erfordert etwas Übung.

Soda Crackers. Riechen sehr stark nach Suppe, schmecken auch so. Suppencracker halt. Aber auch hier gibt es das Prädikat "lecker".
Irgendein europäischer Möchtegern vor meiner Entenbude. Wie der schon alleine guckt! Aber gute Enten gibts hier, von daher ist er zumindest schonmal an der richtigen Adresse.

Ramon vor dem Entenshop. Macht sich gerade über die armen Vögel lustig. Diese Spanier!

Hier nun alles von dem Entenladen. Mit 9€ für zwei Personen teuer, aber dafür sehr lecker, von guter Qualität und reicht fast für zwei Mahlzeiten. Unten links Mangostücke. Preis: 1,25€

Die Reste der Ente. Warten auf Wasser, damit sie zu Suppe werden können.

Ramon ist noch kritisch wegen der Suppe. Es wird sich aber zeigen, dass wir gar nicht mal so schlecht sind im Suppe kochen!

Ein Stück Mango. Ist nur hier ,damit ich prahlen kann wie toll ich mit Stäbchen essen kann. Nachdem ich eine Minute mit dem glitschigen Stück gekämpft habe, ist die Zurschaustellung meines Erfolges selbstverständlich.





Nanu, was hat sich denn da dazwischengemogelt? Es handelt sich hier um ein sogenanntes Schnitzel, ein in Deutschland weit verbreitetes Gericht. Kann man hier in der Deutschen Haxenstufe kaufen. Mit 9€ aber relativ teuer.

Ein gutes Bier. Mit 5€ aber auch relativ teuer.
Die Haxenstube gehört einem Taiwanesen, der 20 Jahre in Deuschland gelebt hat. Kommt schon sehr nahe an die Deutsche Küche ran. War mal eine interessant Abwechslung.


Mittagessen mit den Arbeitskollegen. Man sitzt an einem Runden Tisch mit der bekannten runden Drehscheibe in der Mitte. Jeder dreht dann wie er lustig ist und stochert mit seinen Stäbchen so lange im Essen rum, bis er was erwischt, und tut das dann auf seinen Teller. Dazu gibts eine Schale Reis und Tee.

Nachtisch: Reisglibber gefüllt mit roten Bohnen. Die Bohnen sind hier eine Süßspeise, da sie - wer hätte es gedacht - süß schmecken. Drumherum ist eine durchsichtige Reismasse, die ein wenig die konsistenz von Weingummi hat. Sieht aber sehr eklig aus - und ist von der Konsistenz her auch nicht gerade ein Erlebnis.


So, das wars erstmal. Mir fallen noch tausend andere Sachen ein, die so zwischendurch passiert sind, aber die werde ich morgen wohl in irgendeinem Post verarbeiten.


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