Am zweiten Morgen unseres Ostküstentrips bin ich um fünf Uhr
aufgestanden, um mir den Sonnenaufgang in Shitiping anzuschauen. Ob sich das gelohnt hat? Urteilt selbst:
Die Sonne tauchte ganz Shitiping in ein angenehm orangenes Licht. Auf dem Weg zurück zum Hostel sind mir dann noch so einige Schnappschüsse gelungen.
Beim Frühstück hat sich mein Hintern dann aber
gedacht, dass er keine Lust mehr auf weitere 120km Küste auf einem mini
Sattel hat. Eigentlich hatte er nach Kilometer fünf schon genug. Hätte
ich mir auch mal eine von diesen gepolsterten Radlerhosen gekauft. Naja,
Chance vertan, und das beste draus machen.
So habe ich mich
kurzfristig entschieden, mich für einen Tag von meinen Mitstreitern zu
trennen und die Route durch die Berge nach Ruisui zu nehmen. Erstmal ging es also back on the road.
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Kilometer 65 auf dem Highway 11. |
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Das Tal vor dem Bergpass nach Ruisui... |
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...stellte mich vor die entgültige Entscheidung. Ruisui oder Taitung? |
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Ein letzter Blick zurück. Bis morgen, Pazifik! |
Allerdings war der Weg dann ein wenig anstrengender
als gedacht. Die knapp 30km habe ich in vier oder fünf Stunden hinter
mich gebracht. Dafür war es sehr ruhig und entspannend, ich habe
unterwegs gerade mal zwanzig Autos und ein paar Roller gesehen. Und drei
Fahrradfahrer. Man merkt, ich hattt viel Zeit. Das hat auch meiner
Kreativität etwas auf die Sprünge geholfen: es gab etwas mehr Steigung
als erwartet, sodass ich nach einiger Zeit auf das von mir kurzfristig
erfundene HiBiking umgestiegen bin: hoch schieben, runter fahren. Kommt
von Hiking (=Wandern) und Biking. Und von high, weil man das ganze ja in
den Bergen macht, die ja bekanntlich relativ hoch sind. Ja, in fünf
Stunden wandern hat man in der Tat viel Zeit um kreativ zu sein.
Mir
als Wanderfreund hat diese "Technik" jedenfalls weitaus besser gefallen
als ständig in die Pedale zu treten. Und alles was man hoch schiebt,
kann man auch wieder runter fahren. Mit zehn Kilo auf dem Rücken zwar
nicht ganz so einfach, dafür war die Landschaft aber einfach
unglaublich. Ich hoffe auf den Fotos kommt rüber, dass sich die
Anstrengung gelohnt hat.
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Ich war echt froh, inen großen Strohhut dabei zu haben. Es gibt kein besseres Mittel gegen die aggressive Mittagssonne. |
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Wie auf Peng Hu gibt es auch hier Tore über der Straße - nur dass die nicht daoistisch verziert sind, sondern mit Mustern und Figuren, die an Indianer erinnern und die Eingeorenen Taiwans darstellen sollen. |
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Einsame Straßen, weite Landschafte, unglaubliches Wetter - perfekte Vorraussetzungen für eine Bergtour. |
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Der Pass führte entland des Flusses. Daher hatte man immer perfekte Aussicht. |
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Wenn man genauer hinschaut... |
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...kann man ein paar Leute beim beliebte River Tracing beobachten. |
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Unterwegs findet man immer wieder kleine Hütten. Dieser ältere Herr schenkte mir ein paar Bananen (ich musste wieder heimlich Geld da lassen). |
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Fast am Ziel: nach einer anstrengenden Bergtour eröffnet sich das Tal von Ruisui vor mir. |
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Und es geht abwärts! Die letzten drei Kilometer vergingen wie im Flug! |
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Unten angekommen gab es Reisfelder, so weit das Auge reicht. |
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Angekommen in Ruisui habe ich auch direkt die Mainstation gefunden... |
In Ruisui angekommen,
habe ich erstmal meine Reseveren aufgefüllt und mich auf zum Bahnhof
gemacht. Jetzt musste ich dem Ticketverkäufer nurnoch klar machen, dass
ich UND das Fahrrad nach Taitung wollen. Kein Englisch sprechender
Mensch in Sicht, also musste ich mit viel Zeigen und gebrochenem
Chinesisch weiterkommen. Aber irgendwie war das ganze nicht so einfach,
irgendwas hatte der nette Herr immer einzuwenden. Ein Schaffner hat dann
die Frau vom Touristeninformationscenter angerufen (ja, sowas gibt's da
tatsächlich) und diese hat mir dann mehr oder weniger klargemacht, dass
mein Fahrrad irgendwie in einen Frachtcontainer muss. Ich mich
gewundert, aber gut, ja, machen wir.
Dann musste ich fast zwanzig
Euro für das Ticket zahlen. Noch mehr gewundert. Dann habe ich zwei
Tickets bekommen, noch viel mehr gewundert. Das eine Ticket ging nach
Taipei. Was ist denn hier los? Taitung ist 120km südlich von Ruisui,
Taipei liegt in der komplett anderen Richtung. Beim Blick auf das zweite
Ticket dämmerte es mir langsam: dort stand nämlich Taichung, nicht
Taitung! Und das ist auf der anderen Seite von Taiwan, sprich einmal um
die ganze Insel.
Alles klar, Kommando zurück, ich will nicht nach Taichung! Also smartphone raus, auf der Karte Taitung gezeigt.
"Ahh,
T'ai dong!" sagt der Ticketverkäufer. Ja, endlich versteht man mich.
Nach dem Überwinden dieser Sprachbarriere der Extraklasse wurde ich
erstmal von allen Anwesenden in der Bahnhofsvorhalle ausgelacht. Jaja,
diese komplizierten Ausländer... "T'ai dong", wiederholt ein älterer
Herr und vergewissert sich, dass ich es auch richtig nachsprechen kann.
Nachdem ich dann allen Leuten um mich herum klar gemacht hatte, dass ich
nun weiß, dass man Taitung wie Taidong ausspricht, habe ich dann auch
endlich irgendwann mein Ticket bekommen, für mich und mein Fahrrad, für
fünf Euro nach Taitung. Da aber nur jeder vierte Zug das entsprechende
Gepäckabteil hat, musste ich noch zwei Stunden warten. Darauf erstmal
ein Bier vom seven eleven.
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Das unpassierbare Tor - nach geschlagenen zwei Stunden konnte ich dann endlich mit Fahrrad passieren. |
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