Wie jetzt, schon wieder dieses Long Dong? Ja, irgendwie bin ich zufälligerweise wieder an besagtem Felsstrand gelandet. Long Dong bedeutet übrigens Drachenhöhle - im Chinesischen ist Long der Drache. Eine also sehr majestätische und nicht mit anderen Dingen zu verwechselnde Bezeichnung!
Nach einer weiteren durchzechten Freitag Nacht in Taipei habe ich mich einen Tag später mit drei netten Amis am Sonntag Morgen auf den Weg nach Norden gemacht. Ich durfte fahren, natürlich automatik, irgendein kleiner japanischer Wagen. Mit vier Leuten drin machte der dann nicht ganz so viel her, aber gut, maximal darf man in Taiwan sowieso nur 100 km/h fahren, es reichte also. Das schöne an den taiwanischen Highways ist, dass es - wie auf allen Straßen hier - eigentlich kein System gibt. Überholt wird gerade da wo Platz ist, links, rechts, auchmal zwischen zwei Autos oder auf dem Standstreifen. Der Vorteil liegt darin, dass man sich im Prinzip eine Spur aussuchen darf, und dort für die nächsten 100 Kilometer verweilen kann. Der gemeine Mittelspurschleicher ist hier ein Massenphänomen. Oft fahren auch drei Autos mit exakt der gleichen Geschwindigkeit auf allen drei Spuren nebeneinander her. Naja, am besten einfach Tempomat an, dann kann man sich wirklich entspannt zurücklehnen.
Etwas weniger entspannt wird es dann sobald man in eine Stadt kommt. Abgesehen von den Rollerfahrern die wirlich kreuz und quer fahren, laufen auch noch - ganz gemächlich - tausende von Fußgängern an allen möglichen und unmöglichen Stellen über die Straße. Auch der eine oder andere Hund bleibt gerne mal mitten auf der Spur stehen, um sich die Pfoten zu lecken. Dazu parkt dann jeder wo er möchte, sodass manche Straßen zum Slalomparkour werden.
Ist man aber erst einmal aus dem ganzen Chaos raus, so wird man mit einem atemberaubenden Trip auf der Küstenstraße nach Long Dong belohnt. Ich hätte alle zwei Meter anhalten und ein Foto machen können, aber meine Mitfahrer als alte Long Dong Veteranen waren da nicht so überzeugt von. Wer sich den Weg entlang der Küste aber trotzdem gerne mal näher anschauen möchte, dem empfehle ich Street View (https://maps.google.de/?ll=25.121818,121.910648&spn=0.010141,0.042272&t=h&z=15&layer=c&cbll=25.122089,121.904167&panoid=zCczL7g8y-Va5KnibGX0jw&cbp=11,134.13,,0,4.29).
Nach fast zwei Stunden Fahrt vom schönen Hsinchu aus hatten wir es dann endlich geschafft. Heute hieß das Ziel: Golden Valley.
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Wo gehts hier zum Klettern? |
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Auch das Wetter hat wieder mitgespielt. Vor dem Zustieg bot sich uns eine wunderschöne Aussicht. |
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Der Zustieg ansich war relativ krass. Wobei das Flußbett, in dem man läuft, stellenweise gut mit Seilen und Brettern ausgestattet ist. |
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Nach knappen zehn Minuten waren wir auch schon an unserem ersten Ziel: Dragon Boat Wall, der hintereste Teil von Golden Valley. |
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Golden Valley ist ein sehr beliebter Spot. Daher ist er auch recht gut in dem Kletterführer beschrieben. |
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Vom hinteren Teil der Valley hat man einen super Auslick aufs Meer - und permanent Schatten. |
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Los ging es mit einer lockeren 5.8. Nach weniger als zwei Minuten war ich auch schon wieder auf dem Weg nach unten. |
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Zweite Station des Tages: "Aus der Traum", eine 5.10b, kreiert von zwei deutschsprachigen Herren. Hier veruscht sich gerade Regina am Felsen. |
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Über die Hälfte der 22 Meter bis zur Spitze besteht aus glattem Fels mit einem großen Riss, an dem man sich mit ein wenig Geschick sehr gut vorarbeiten kann. Der kleine Überhang am Anfang ist schnell überwunden, da es seitlich gute Griffe gibt. |
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Von unten sieht man kaum Vorsprünge oder Risse zum festhalten - gibts auch kaum. Eine sehr technische 10b. |
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Nach dem sehr abwechslungsreichen Klettern entlang des Risses freut sich der Hendrik. Warum? Weil... |
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...die Aussicht einfach der Hammer ist... |
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...und man einen Großteil der wunderschönen Küste überblicken kann. |
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Hier ein Auszug aus dem Taiwan Rock Climbing Kletterführer. Ein Must Have für alle, die nach Long Dong wollen. Hier gibt es alle Informationen zu den einzelnen Routen. |
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Gegen Mittag wurde es ziemlich voll an der Dragon Boat Wall - Zeit, sich die anderen Spots der Valley anzuschauen... |
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...gleich um die Ecke befindet sich das Paradies: tausende von spannende Routen, direkt am Meer! |
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Hier waren auch schon drei Herren fleißig dabei - es geht hoch hinaus. |
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Und hier sieht man, woher dieser Ort seinen Namen hat: goldene Felsen schmücken die Ränder des "goldenen Tals". |
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Ein kühler Wind und ordentlicher Wellengang machten den Zustieg noch spannender. Hier folge ich gerade den anderen, die schon am nächsten Spot sitzen: wer kann die Personen oben rechts in der Ecke erkennen? ;) |
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Sogar offizielle Karten gibt es hier. Stets informiert. So mag ich das! |
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Herausforderung Nummer drei: eine knackige 5.10c. Ich erinnere mich zwar nichtmehr an die Daten, es sind aber ca. 25-30 Meter bis zum Topanker. |
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Die ersten 15 Meter gingen relativ schnell. Doch ab circa der Hälfte wurde es richtig schwierig. |
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Hier habe ich gerade dan härtesten Move des Tages hinter mir. Man hat nur zwei mini Vorsprünge zum festhalten, und muss sich seitlich mit einem Ruck hochziehen, um den nächsten großen Vorsprung zu fassen zu kriegen. Dann mit einer Hand festhalten und so schnell wie möglich das Quickdraw einklicken, und das Seil hinterher. Balance und Kraft sind alles. |
Nach zehn Minuten, dem krassesten Adrenalinkick meines Lebens, einem Liter Angstschweiß und tausende Herzschläge später war ich sicher im nächsten Anker und konnte mich ausruhen. Für den Zug der auf dem Bild oben zu sehen ist habe ich ganze fünf Anläufe gebraucht. Ich wollte auf keinen Fall fallen, da man direkt über einem Vorsprung steht, daher wollte ich sicher gehen, dass ich den Zug sauber durchsteige. Hat gerade so geklappt, ich bin fast abgerutscht, habe aber so hart gekämpft dass ich auf einmal einen extrem guten Adrenalinstoß bekommen habe, sodass ich fast bis zum nächsten Anker geflogen bin. An diesem Punkt war ich aber definitiv an meinem Limit. Musste den Brechreiz unterdrücken und zitternde Beine beruhigen.
Aber das liebe ich am klettern, man pusht immer weiter und weiter, bis man nichtmehr kann. Die Spitze habe ich übrigens nichtmehr erreicht, mir haben drei Meter bis zum letzten Anker gefehlt - ich hatte nicht genügend Quickdraws mitgenommen. So musste ich die Route leider vorzeitig abbrechen, runtersteigen und neue Ausrüstung holen. Unten angekommen habe ich aber gemerkt, dass ich erstmal eine Pause brauche. Ich habe mir noch gedacht "das ist doch mindestens eine 5.11a an der Stelle" - und siehe da, kein anderer hat die Stelle geschafft. Ein wenig Selbstbestätigung darf es dann doch sein.
Ich habe mich im Nachinein geärgert, dass ich meine Kamera nicht mit oben hatte. Der Ausblick war Wahnsinn: das Meer direkt unter einem, und man hängt einfach in 30 Meter Höhe an der Klippe. Erfolg zum anfassen. Vielleicht versuche ich diese Route einfach nochmal ein Andermal.
Aber noch war der Drop ja nicht gelutscht! Die letzte Stecke das Tages fehlte noch. Mit letzter Kraft auf 2/3 angekommen, hatte ich aber einfach keine Energie mehr. Da halfen auch fünf Minuten Pause nichts. So musste Nic die Route für mich zu Ende bringen.
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Die letzte Herausforderung des Tages - ebenfalls eine 5.10c. Am Anfang konnte ich noch relativ viel Energie in die Züge stecken, allerdings ließ das schnell nach... |
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Hier bin ich beim klippen des kritischen Quickdraws zu sehen. Dort war es ebenfalls spannend: ich war ganz schön am Ende mit meinen Kräften, mir haben aber zehn Zentimeter bis zum nächsten Anker gefehlt. Bei der anschließenden, notwendigen Repositionierung musste ich meine letzte Energie aufwenden, um mich am Fels zu halten. |
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Da brauchte ich dann erstmal eine Pause. Zum Glück gab es einen netten Vorsprung zum hinsetzen. Hat aber alles nichts gebracht, beim vorletzten Ankerpunkt musste ich erschöpft aufgeben. |
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Der schon fast gewohnte Blick zurück... |
Ein weiterer Ausflug nach Long Dong, der mir nur noch Lust auf mehr gemacht hat. Diese Klippen machen süchtig. Aber keine Sorge liebe Leser, nächstes Wochenende geht es nach Peng Hu, und das Wochenende darauf nach Hualien und Green Island. Es wird also etwas abwechslungsreicher!
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