Sonntag, 27. Oktober 2013

Ostküste - Ruisui und Taitung


Am zweiten Morgen unseres Ostküstentrips bin ich um fünf Uhr aufgestanden, um mir den Sonnenaufgang in Shitiping anzuschauen. Ob sich das gelohnt hat? Urteilt selbst:


Die Sonne tauchte ganz Shitiping in ein angenehm orangenes Licht. Auf dem Weg zurück zum Hostel sind mir dann noch so einige Schnappschüsse gelungen.



Beim Frühstück hat sich mein Hintern dann aber gedacht, dass er keine Lust mehr auf weitere 120km Küste auf einem mini Sattel hat. Eigentlich hatte er nach Kilometer fünf schon genug. Hätte ich mir auch mal eine von diesen gepolsterten Radlerhosen gekauft. Naja, Chance vertan, und das beste draus machen.
So habe ich mich kurzfristig entschieden, mich für einen Tag von meinen Mitstreitern zu trennen und die Route durch die Berge nach Ruisui zu nehmen. Erstmal ging es also back on the road.

Kilometer 65 auf dem Highway 11.

Das Tal vor dem Bergpass nach Ruisui...

...stellte mich vor die entgültige Entscheidung. Ruisui oder Taitung?

Ein letzter Blick zurück. Bis morgen, Pazifik!

Allerdings war der Weg dann ein wenig anstrengender als gedacht. Die knapp 30km habe ich in vier oder fünf Stunden hinter mich gebracht. Dafür war es sehr ruhig und entspannend, ich habe unterwegs gerade mal zwanzig Autos und ein paar Roller gesehen. Und drei Fahrradfahrer. Man merkt, ich hattt viel Zeit. Das hat auch meiner Kreativität etwas auf die Sprünge geholfen: es gab etwas mehr Steigung als erwartet, sodass ich nach einiger Zeit auf das von mir kurzfristig erfundene HiBiking umgestiegen bin: hoch schieben, runter fahren. Kommt von Hiking (=Wandern) und Biking. Und von high, weil man das ganze ja in den Bergen macht, die ja bekanntlich relativ hoch sind. Ja, in fünf Stunden wandern hat man in der Tat viel Zeit um kreativ zu sein. 
Mir als Wanderfreund hat diese "Technik" jedenfalls weitaus besser gefallen als ständig in die Pedale zu treten. Und alles was man hoch schiebt, kann man auch wieder runter fahren. Mit zehn Kilo auf dem Rücken zwar nicht ganz so einfach, dafür war die Landschaft aber einfach unglaublich. Ich hoffe auf den Fotos kommt rüber, dass sich die Anstrengung gelohnt hat.


Ich war echt froh, inen großen Strohhut dabei zu haben. Es gibt kein besseres Mittel gegen die aggressive Mittagssonne.

Wie auf Peng Hu gibt es auch hier Tore über der Straße - nur dass die nicht daoistisch verziert sind, sondern mit Mustern und Figuren, die an Indianer erinnern und die Eingeorenen Taiwans darstellen sollen.

Einsame Straßen, weite Landschafte, unglaubliches Wetter - perfekte Vorraussetzungen für eine Bergtour.

Der Pass führte entland des Flusses. Daher hatte man immer perfekte Aussicht.

Wenn man genauer hinschaut...

...kann man ein paar Leute beim beliebte River Tracing beobachten.

Unterwegs findet man immer wieder kleine Hütten. Dieser ältere Herr schenkte mir ein paar Bananen (ich musste wieder heimlich Geld da lassen).

Fast am Ziel: nach einer anstrengenden Bergtour eröffnet sich das Tal von Ruisui vor mir.

Und es geht abwärts! Die letzten drei Kilometer vergingen wie im Flug!

Unten angekommen gab es Reisfelder, so weit das Auge reicht.

Angekommen in Ruisui habe ich auch direkt die Mainstation gefunden...

In Ruisui angekommen, habe ich erstmal meine Reseveren aufgefüllt und mich auf zum Bahnhof gemacht. Jetzt musste ich dem Ticketverkäufer nurnoch klar machen, dass ich UND das Fahrrad nach Taitung wollen. Kein Englisch sprechender Mensch in Sicht, also musste ich mit viel Zeigen und gebrochenem Chinesisch weiterkommen. Aber irgendwie war das ganze nicht so einfach, irgendwas hatte der nette Herr immer einzuwenden. Ein Schaffner hat dann die Frau vom Touristeninformationscenter angerufen (ja, sowas gibt's da tatsächlich) und diese hat mir dann mehr oder weniger klargemacht, dass mein Fahrrad irgendwie in einen Frachtcontainer muss. Ich mich gewundert, aber gut, ja, machen wir.
Dann musste ich fast zwanzig Euro für das Ticket zahlen. Noch mehr gewundert. Dann habe ich zwei Tickets bekommen, noch viel mehr gewundert. Das eine Ticket ging nach Taipei. Was ist denn hier los? Taitung ist 120km südlich von Ruisui, Taipei liegt in der komplett anderen Richtung. Beim Blick auf das zweite Ticket dämmerte es mir langsam: dort stand nämlich Taichung, nicht Taitung! Und das ist auf der anderen Seite von Taiwan, sprich einmal um die ganze Insel.
Alles klar, Kommando zurück, ich will nicht nach Taichung! Also smartphone raus, auf der Karte Taitung gezeigt.
"Ahh, T'ai dong!" sagt der Ticketverkäufer. Ja, endlich versteht man mich. Nach dem Überwinden dieser Sprachbarriere der Extraklasse wurde ich erstmal von allen Anwesenden in der Bahnhofsvorhalle ausgelacht. Jaja, diese komplizierten Ausländer... "T'ai dong", wiederholt ein älterer Herr und vergewissert sich, dass ich es auch richtig nachsprechen kann. Nachdem ich dann allen Leuten um mich herum klar gemacht hatte, dass ich nun weiß, dass man Taitung wie Taidong ausspricht, habe ich dann auch endlich irgendwann mein Ticket bekommen, für mich und mein Fahrrad, für fünf Euro nach Taitung. Da aber nur jeder vierte Zug das entsprechende Gepäckabteil hat, musste ich noch zwei Stunden warten. Darauf erstmal ein Bier vom seven eleven.


Das unpassierbare Tor - nach geschlagenen zwei Stunden konnte ich dann endlich mit Fahrrad passieren.






Sonntag, 20. Oktober 2013

Ostküste - Hualien und Shitiping



Letztes Wochenende stand also eine Radtour entlang der Ostküste auf dem Plan. Ungefähr 180km von Hualien nach Taitung. Da Taiwan in der Mitte nur aus Bergen besteht, mussten wir einmal komplett drumrum. Zuerst also mit dem HSR nach Taipei, von dort dann mit dem Zug drei Stunden nach Hualien. Das heißt, ein normaler Zug braucht ungefähr dreimal so lange wie der HSR. Sobald es an die Ostküste geht, ist also vorbei mit Luxus!
Am Abend in Hualien war nicht viel los, nach einem wirklich guten Essen beim Japaner und einer Runde Skat waren wir auch schon im Bett.


Die richtige Stärkung für den nächsten Tag.

Erster Stop: Der Giant Store. Gibt es entlang der gesamten Ostküste.
Am nächsten Morgen haben wir dann die Räder abgeholt. Richtig gute mountain bikes mit richtig schön kleinen Sattel. Und ich noch 10kg Gepäck im Rucksack. Da lacht das Herz! Aber gut erstmal losfahren.

Ein letzter Blick zurück nach Hualien...

...und schon ging es los. Das Wetter spielte schon am Anfang gut mit.

Abgesehen von der überragenden Landschaft sind auch die Leute sehr nett und hilfsbereit. Aus jedem Auto sieht man einen hochgestreckten Daumen und wird dazu noch angefeuert, wenn man auf dem Fahrrad vorbei fährt. Vereinzelt trifft man auch andere Radfahrer, die ebenfalls immer net grüßen.
Der Anfang der Strecke war relativ knackig, da man einiges an Steigung überwinden musste. Sobald man aber ersteinmal unten war, gingen die Kilometer ganz gut weg.
Besonders in den Bergen findet man viele kleine Hütten oder Stände, an denen Leute Obst verkaufen. Die sind aber meist so nett zu Fremden, dass man ihnen das Geld penetrant in die Hand drücken muss, damit sie es annehmen. Und selbst dann ist es nur schwer möglich, für zum Beispiel sechs Bananen nur umgerechnet 25 cent zu bezahlen.

Abgesehen von ein paar Kilometern in den Bergen hatte man permenent den Pazifik im Blick. Noch ein wenig gutes Wetter dazu und es ist pefekt.

Da hat sich das Gekraxel aber gelohnt. Die Aussicht kann sich sehen lassen.

Zwischendurch ergeben sich oft Gelegenheiten um Pause zu machen, zum einen diese beliebten Pavillons...

...zum anderen kleine Häuser wie dieses. Hier wurden wir von einem netten alten Mann mit Wassermelonen und Bananen versorgt. Beim Bier haben wir dann aber freundlich abgelehnt.

Ein weiterer Pavillon, der kostbaren Schatten spendet.


Auch ein paar Tunnel gab es zu besiegen. Bei schlechter Luft, schmalem Weg und permanenter Steigung recht ungemütlich.

Dann ging es endlich bergab. Wurde aber auch Zeit!

Zum Mittag haben wir uns in ein Fischrestaurant am Straßenrand gesetzt. War wie fast immer super lecker und machte pappsatt. Gab sogar Bilder zu den Gerichten, das heißt man kann einfach zeigen, was man haben möchte.  Wobei ich mittlerweile relativ sicher Fisch und Shrimps oder Nudeln oder Reis bestellen kann.
Nach kurzer Pause ging es dann auch bei unverändert gutem Wetter weiter, obwohl gegen Abend ein paar Wolken aufgezogen sind.


Nach der Etappe in den Bergen wurden die Teller natürlich artig aufgegessen.

Im Restaurant hatte ich dann noch die Möglichkeit, die neuste taiwanische Klospülung zu benutzen!


Das Wetter war echt klasse, permanent Sonnenschein und blauer Himmel. So ergaben sich auf dem Weg nach Shitiping zahlreiche Gelegenheiten für schöne Fotos. Und die kommen jetzt:




In Shitiping haben wir dann auch gleich unser Hostel bezogen, das auf den ersten Blick eher wie ein Laden für Fischzubehör aussah. War es im Prinzip auch, aber oben drüber konnte man auch schlafen. Schöne Kirschholzböden mit dicken Matratzen.  War sogar ganz gut ausgebucht.
Zum Abendessen gab es dann wieder Fisch. Viel Alternativen gab es auch kaum, da Shitiping im Prinzip nur aus einer Hand voll Häuser, einem kleinen Fischerhafen, zwei kleinen Hotels und einem Campingplatz besteht. Nachdem wir dann aber mal wieder mit ein wenig Chinesisch und noch weniger (sprich: gar keinem) Englisch erfolgreich gut gespeist hatten, ging es ziemlich schnell ins Bett.

Der kleine Fischerhafen von Shitiping.

Diese Götterstatue wacht friedlich über den Hafen.

Unser Hostel von außen...






















...und von Innen. Ist das wirklich ein Hostel?

Ja! Ein angenehmes Zimmer mit weichen Matrazen und rötlchem Kirschholzboden.

Gute Nacht Bier? Von wegen! Diese Taiwanische Spezialität schmeckt nach Mundwasser! (ungelogen)
Soweit zum ersten Teil unserer Reise an der Ostküste. Es folgen: Ruisui, Taitung und Lanyu.