Montag, 9. Dezember 2013

Südkorea - Gangnam Style, Kimchi und Raketen

Bitte nicht scharf! Ein sehr wichtiger Ausdruck in Südkorea.


Südkorea. Eigentlich kein ganz so weit verbreitetes Reiseziel. Zeichnet sich durch unzählige UNESCO Weltkulturerben, scharfes Essen und eine unverkennbare Popkultur aus. Unter der strengen Beobachtung des direkten Nachbars Nordkoreas, scheint sich der Großteil der Bevölkerung mit der pikanten Situation abgefunden zu haben und füllt den Alltag lieber mit Gangnam Style und E-Sports. 

Wie viele andere asiatische Metropolen, so hat auch Seoul viele verschiedene Seiten und ist sehr facettenreich: auf der einen Seite Jahrhunderte alte Festungen und Paläste, auf der anderen Seite hochmoderne Hightech- und Bankenviertel.
Während zum Teil noch alte Menschen ihren Müllkarren durch die Straßen schieben, verdienen andere Millionen, indem sie professionell Computerspiele spielen. Neben exotischen und sehr belebten Nachtmärkten findet man auch totschicke Designerviertel, in denen man sein Jahresgehalt in einer Stunde ausgeben kann, und der fesche Kaffee im westlich gestylten Coffeeshop mehr kostet als das Abendessen des kleinen Mannes. Würde mich jemand auffordern, den Charakter dieser Stadt in einem Wort zu beschreiben, so könnte "kontrastreich" nichtmal ansatzweise ein passendes Bild erzeugen. 

Willkommen in der Stadt des Gangnam Styles!

Aber gut, irgendwo muss man ja mal anfangen. Am Anfang hatte ich mir gedacht, dass wir vielleicht zwei oder drei Tage in Seoul bleiben, und den Rest unseres Aufenthalts ein wenig durch das Land reisen. Nach Ankunft in der Hauptstadt haben wir aber gemerkt, dass man alleine über eine Woche in Seoul bleiben kann, und auch dann nur einen Bruchteil von dem zu sehen bekommt, was diese Metropole zu bieten hat. Bei 9,8 Millionen Einwohnern aber auch kein Wunder.
  

So spektakulär sieht Seoul auf den ersten Blick gar nicht aus - doch hinter den Kulissen hat diese asiatische Metropole einiges zu bieten.


Auch hierzulande werden die Transportkapazitäten von gewissen Vehikeln sehr gerne bis ans Limit genutzt.

Auch mit dem Recyceln von Altpapier kann man offensichtlich seinen Lebensunterhalt bestreiten.

Am Freitag Abend aus Taipei gelandet, mussten wir erstmal ein Taxi ins 60km entfernte Stadtzentrum nehmen, da um Mitternacht kaum noch öffentliche Verkehrsmittel fuhren, und die Geldautomaten am Flughafen mir kein Geld mehr geben wollten. In der Stadt habe ich dann zum Glück einen alten Bekannten aus Taiwan gefunden: eine seven eleven convenience store. Das heißt: 24 Stunden Essen, Getränke und einen Geldautomaten. Dem Taxifahrer noch schnell seine 70.000 Won in die Hand gedrückt (umgerechnet circa 50€), und dann ins Hostel. War mehr ein Hotel als ein Hostel, und für umgerechnet 20€ pro Person pro Nacht kann man sich wirklich nicht beschweren:




Nach einer sehr erholsamen Nacht auf dem Futon sind wir dann am nächsten Morgen zum Dongdaemun Culture Park gestartet. Auf dem Weg dorthin konnten wir schon einige interessante Dinge entdecken:

Warten mit Stil ist in Südkorea offensichtlich sehr wichtig.

So weit ist es also schon  gekommen! Die Straße wird von Robotern bewandert!

Der Umwelt zuliebe wurde hier mal kreativ recycelt.

Ein kleiner Eiweißsnack zwischendurch - nach ungefähr zehn Maden hatte ich aber auch genug.

Mitten in der Stadt verläuft der Hangang - das hier ist aber nur ein kleiner Seitenarm.


Allem Hightech zum Trotz: hier wird noch von Hand geschmiedet.


200.000 Won - umgerechnet 140 Euro.

Danach ging es zum Flohmarkt. In einer großen, mehrstöckigen Halle wird an über 600 bis zur Decke vollgestopften Ständen alles Mögliche verkauft. Mit Worten kann man hier nur mäßig gut beschreiben, daher lasse ich mal wieder die Bilder sprechen:


Der Flohmarkt ist eine Touristenattraktion - wird aber auch von zahlreichen Einhemischen besucht.

Schon vor er Halle werden Schuhe im Beet verkauft.
Auch sehr beliebt: Armeeartikel, am besten amerikanischer Herkunft.

Zu kaufen gibt es: alles.

Elektronikartkel gefällig? Regale werden soweiso überbewertet.

Bei soviel Ware bleibt fast keinen Platz für den Verkäufer.


Auf der Suche nach einem warmen Plätzchen mit heißem Kakao wurden wir dann von zwei Amerikanern angesprochen. Wir sollten ein Interview auf Englisch geben, dass das auf einem koreanischen Bildungssender für Erwachsene ausgestrahlt werden würde, der den Leuten Englisch beibringen soll.
Als urenglische Muttersprachler haben wir uns natürlich direkt zur Verfügung gestellt! Und direkt eine Empfehlung für eine gutes Cafe bekommen, die wir nach 20 Minuten Quatschen auch direkt umgesetzt haben.
Danach sind wir noch ein bisschen durch die Stadt gebummelt, und haben noch die eine oder interessante Entdeckung gemacht:


Ein einsamer Sänger unterhält vorbeiziehende Passanten.

Ein Tor! Gibt ziemlich viele davon, über die ganze Stadt verteilt.

Ausverkauf! Tische werden soweiso überbewertet.

Ein Fitnessstudio - umsonst und draußen!

Der Blick über das nächtliche Seoul - sieht gar nicht mal so stark nach Großstadt aus.

Ich habe den Eindruck bekommen, dass sich in Südkorea alles um das persönliche Styling dreht. Gefärbte Haare sind bei jungen Leuten Standart, meist rot oder braun, aber auch Wasserstoffblond oder Lila oder Türkis sind hier zu finden. Dazu noch Klamotten in möglichst schrillen Farben, um den K-Pop Stil so richtig auszugeben. Oder französisches Style, oder Popkultur, oder einfach geschmacklos. Alles dabei. Aber generell scheinen Musik und Tanz sehr verbreitet zu sein: viele große shopping Malls haben Bühnen vor dem Eingang, auf denen am Wochenende sehr viele Tanzwettbewerbe stattfinden, bei denen das Publikum ordentlich mitfiebert!


Musik, Tanz und Style werden in Südkorea gerne zelebriert. Hier ein Tanzwettbewerb mitten auf der Straße.

Dezent inszenierte Werbung für ein Kleidungsgeschäft.

Den Kontrast hierzu bilden die ganzen Soldaten, die überall in der Hauptstadt rumlaufen. Besonders an Bahnhöfen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln vergeht keine Minute, in der einem nicht ein junger Mann in Uniform über den Weg läuft. Das ausgelassene und unbekümmerte Leben in Südkorea scheint also seinen Preis zu haben...


In Bahnhöfen begegnet man alle zehn Meter einem Soldaten in Uniform.

Zum Abendessen haben wir uns dann in einen der Nachtmärkte gestürzt. Von der Atmosphäre her ähnelt es ganz den taiwanischen Versionen: laut, grell, bunt, und voller Menschen die sich in nach Frittierfett duftenden Büdchen mit sonderbaren Essen vollstopfen.
Das Problem: weder Englisch noch Chinesisch wird hier gesprochen, das heißt: viel Körpersprache und Fingerzeigen. Natürlich wurden wir als Fremde wieder von allen Seiten angestarrt, aber die Leute waren freundlich und haben sich gefreut, dass zwei Ausländer in ihrem Restaurant Essen. Außer dem typisch koreanischen, scharf eingelegten Kimchi (Kohl mit scharfer Soße), hatten wir natürlich keinen blassen Schimmer, was wir da essen. War aber trotzdem lecker, obwohl mit 5€ pro Person doch schon relativ teuer.


Zu den beiden Hauptgerichten (irgendwelche frittierten Sachen) gab es auch einige Beilagen.


Sieht was so aus wie in Taiwan: grell, bunt, voll, vermüllt.

Ganz schön viel für den ersten Tag, von daher sind wir dann gut gesättigt unverzüglich auf den Futon, um für den nächsten Tag gerüstet zu sein.

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