Sonntag, 1. September 2013

Regen, Geister, und ein paar Scherben

Wie der Titel schon impliziert, ist diesen Monat der "Geistermonat". Der geht noch ungefähr eine Woche, und man tut alles daran, die Geister, die im Geistermonat halt öfter als sonst vorkommen, zu verjagen. So also auch dieses Jahr, nach Taiwaner Zeit also im Jahre 102 (Minguo Calendar). Unter anderem bringt man den Geistern auch Opfer, meistens Essen, um diese zu besänftigen. Und man muss generell aufpassen, dass man nicht von einem Geist gefangen wird. So sind die Schwimmbäder und Pools während des Geistermonats zum Beispiel geisterhaft leer. Warum? Naja, im Wasser ist die Chance, dass man von einem Geist gefangen wird, natürlich wesentlich höher, als an Land! Also Wasser meiden. Logisch!

Am Donnerstag ist mein neuer Mitbewohner Pascal angekommen, und wir haben auch direkt die volle Ladung Geist abekommen. Da es seit Donnerstag nur am regnen ist (Geisterwerk!), haben wir in der Bude erstmal klarschiff gemacht. Wäsche, ein wenig putzen, und ich hatte mir unseren Wohnzimmertisch vorgenommen, da ein paar Schrauben locker waren. Das ist für mich als alter Ingenieur natürlich nicht akzeptabel. Also, kurzerhand Tisch auf die Seite gelegt, Glasplatte abgenommen - und Zack, die ganze Scheibe zerspringt, noch während ich sie in den Händen halte, in gefühlte tausend Teile.

Hat mir bis jetzt noch kein Glück gebracht - nur Arbeit

Ist aber nochmal gut gegangen. Nur fünf Schnitte gehabt, alles wieder heile. Achso, und die Geister hatten noch woanders ihre Finger im Spiel. 
Hatte ich Wäsche gesagt? Falls ihr jemals euren Reisepass waschen wollen solltet, vielleicht damit der wieder sauber wird oder so... tut es nicht. Weil... naja, lasst es einfach:

Die Überreste eines Reisepasses. Und sowas nennt sich made in Germany!

Abgehen davon, dass also die Geister ihre Finger überall im Spiel haben, regnet es ziemlich viel in letzter Zeit. Momentan ununterbrochen, da mal wieder ein Taifun über uns hinwegfegt (mittlerweile der dritte seit ich hier bin). Allerdings ein sehr sehr kleiner, wie es scheint.

Ja, also eigentlich war für dieses Wochenende dann eine weitere Poolparty in Taipei am Samstag geplant, und ein Trip nach Jiufen (kleines Dörfchen im Norden von Taipei) am Sonntag. Aufgrund der unglaublichen Wassermassen mussten wir unsere Pläne aber kurzerhand ändern.

Während der Samstag also von geisterhaften Geschehnissen geprägt war, war es heute dann an der Zeit, sich die lokalen kulturellen Errungenschaften zu Gemüte zu führen. So ging es zuerst ins Glasmuseum in Hsinchu, was man sich bei ganzen 10 NTD pro Person (25 Cent) allerdings genau überlegen sollte!

Zum Teil gab es echt schöne und moderne Glaskunst zu bestaunen

Natürlich durfte auch das wichtigste im Leben nicht zu kurz kommen. Diese Sashimi Platte aus Glas trägt den Titel "Happyness" - erinnert sich noch jemand an meinen Beitrag über die Taiwanische Küche?

Nach dieser extrem interessanten und anregenden kulturellen Erfahrung (naja, mehr oder weniger), gierten unsere Augen nach mehr! Nächste Station: der City God Tempel. Besonders im Geistermonat wird hier viel gebetet und geräuchert. So weit ich beobachten konnte, nimmt man sich eine beliebige Anzahl an Räucherstäbchen (circa zwischen 1 bis 50), geht an bestimmten Statuen im Tempel vorbei, verbeugt sich mehrere Male, geht dann nach draußen und lässt die Stäbe zu Ende räuchern. Dementsprechend ist die Luft dann auch mit verschiedensten Düften angereichert.

Hsinchu East Gate

Ein Tempel mitten in der Stadt

Manche Statuen sehen ziemlich grimmig aus - möchte man die wirklich anbeten?

Der City God Tempel in Hsinchu - mit extra vielen Tischen für extra viele Opfergaben

Hier hat jemand ordentich bei den Räucherstäbchen zugeschlagen


Achso, und Freitag waren wir mal wieder ausnahmsweise im Club, diesmal aber in Hsinchu, da wir nicht jedes Wochenende bis 8 Uhr morgens durchmachen wollen (ja, ich werde wohl langsam alt...). Das Motto wirkt mehr oder weniger kreativ, allerdings gibt es in Hsinchu auch kaum Alternativen - was wiederum dazu führt dass das P.L.U.R. meist relativ gut gefüllt ist (nichts im Vergleich zum Pulp an Halloween).

Der Name des lokalen Clubs in Hsinchu - der Knaller!

Was war sonst noch? Montag gab es mal wieder hohen Besuch von Evonik im APH. Das kommt relativ oft vor, und meist sind Abends dann soziale Events wie Dinner oder Shrimps fischen angesagt. Dieses Mal ging es nach Neiwan (da wo auch Paintball und Go-Kart ist), in ein altes Kino, das in ein Restaurant umfunktioniert wurde. Dort gab es traditionelle Küche, sogenannte "Hakka" Gerichte (die Hakka sind eine der acht han-chinesischen Volksgruppen). Zuerst haben wir das Restaurant gar nicht gefunden, da der Eingangsbereich eher wie ein Souvenirshop aussieht. Auch sonst hat mich der Stil nicht so ganz überzeugt. Also ich mag ja schon keine alten Filme, und dann noch auf Chinesisch? Hat schon irgendwie Stil, ist aber nicht ganz so meins.

Der Eingang des Restaurantkinosouvenirladens

Das "Restaurant"

Auch wenn die Gesichter es nicht verraten - es hat allen geschmeckt

Schwarze Hühnersuppe - das ist die mit dem besseren Huhn. Besser weil: mehr Haut und mehr Knochen. Eine Delikatesse!
Das Schlachtfeld nach dem Essen

Eine Vitrine mit der alten Ausrüstung des Kinos


Ein Klassiker!

Nur die Creme de la creme der chinesischen Filme wird hier gezeigt!

So, das war mal wieder! Ein kleiner aber feiner Post. Nächstes Wochenende regnet es dann hoffentlich weniger, und ich kann endlich mal nach Long Dong.


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