Mittwoch, 11. September 2013

Long Dong - Die Erste

Long Dong - Der Inbegriff des Taiwanischen Outdoor Climbings
Am Sonntag ging es auf meinen ersten Outdoor Climbing Trip in Taiwan. Long Dong ist eine Felsküste im Nordosten der Insel, zu sehen auf dem folgenden Bild. Für alle, die sich dort ein wenig genauer umschauen wollen, sollten sich das ganze auf Google Maps anschauen. Streetview liefert da ganz gute Bilder (https://maps.google.de/?ll=25.109655,121.923523&spn=0.011153,0.021136&t=h&z=16).

Die geografische Lage des beliebten Klettergebietes Long Dong

Los ging es morgens um acht mit den High Speed Rail von Hsinchu. In Taipei angekommen, habe ich mich mit meinem Kletterpartner Martin und seinem Kollegen Chris getroffen. Um zwanzig nach neun sind wir dann in den Bus nach Long Dong gestiegen. Im Bus haben wir direkt noch ein paar weitere Kletterer kennengelernt: Kevin, einen Taiwaner mit ziemlich guten Englisch und eben so guten Kletterkünsten, und Paris, ein Mädel aus Alaska, das hier ist, um Mandarin zu studieren. So gingen die fast achtzig Minuten Busfahrt im Nu herum, und schon waren wir im sagenumwogenen Küstengebiet der Insel. Fix noch ordentlich Sonnencreme auf die Haut, und auf ins Abenteuer! Es ging auch direkt abenteuerlich los: nach 200 Metern Straße war Ende, Felsen soweit das Auge reicht.


Long Dong - ein ziemlich kleiner Küstenort, hauptsächich von Tauchern und Kletterern beuscht


Einen Trolli mitzunehmen würde sich später noch als ziemlich schlechte Idee herausstellen...

Straße zuende, der Weg zum Stand beginnt. Moment, sagte ich "Weg"?

Bei der Gelegenheit wurde mein neuer Rucksack direkt eingeweiht. Under anderem hatte ich sechs Liter Wasser auf dem Rücken
Sagte ich Strand? Naja, nach Sand sucht man hier jedefalls vergebens...

Wie auf den Fotos zu erkennen ist, gestaltet sich der Weg zum den Kletterrouten nicht ganz so einfach. Ich hatte mich schon auf einen einsamen Tag in der Natur gefreut, da ich mir dachte "Hey, dieses Gekraxel hier tut sich doch sonst kein Mensch an!"; doch was sehen meine von der Sonne verblendeten Augen? Menschen! Und nicht zu kanpp:

Der Stamm der Schnorchlerhumanoiden. Verwandt zum Kaiserpinguin: Herdentiere, Fluguntauglich, gehen gerne schwimmen.

Ein paar Meter weiter wartete schon die erste Herausforderung des Tages: Deep Water Soloing. Eng verwandt zum Bouldering (ungesichertes Klettern auf Absprunghöhe, bis ca. 4 Meter, sehr Kraft- und Technikintensiv). Beim Deep Water Soloing geht es etwas höher als beim Bouldern (bis zu 15 Meter), und wer fällt, der fällt ins Wasser. Daher der Name. Habe mir ein paar Schrammen geholt, da selbst in drei Metern Höhe noch Krabben zwischen den Felsen rumgeflitzt sind und mich daher das eine oder andere Mal, mehr oder weniger erschreckt haben...

Das ist der Felsvorsprung, den viele Leute für das Deep Water Soloing nutzen. Hier versucht sich Chris gerade an der Strecke. Geschafft hat ers allerding nicht. Nach zirka der Hälfe der Strecke fand er Schwimmen "sowieso viel cooler" ;)

Bevor man sich an den Vorsprung bzw. Overhang wagen kann, muss man da allerdings erstmal hinkommen.

Obwohl das Wasser hier um die zwei Meter tief ist - Lust reinzufallen hatte ich trotzdem nicht.

Und auf gehts! Der große Riss am Anfang der Strecke bietet  guten Halt.

Noch kurz den Überhang überwinden...
Und schon ist man oben. Zum Glück ist mein Kreidebeutel nicht reingefallen.

Dieser Sieg musste natürlich mit einem gebührenden Foto gefeiert werden!

Danach ging es weiter zu den richtigen Kletterstrecken. Long Dong teilt sich in mehrere Gebiete auf. Unser Ziel hieß Long Lane, das dritte von rechts.

Long Dong ist in neun unterschiedlich Kletterspots unterteilt

Auf dem Weg nach Long Lane hatte ich die Gelegenheit, ein paar Fotos von der Landschaft zu machen.

Der "Clocktower" - Glockenturm

Der Blick nach Norden. In der hinteren Bildmitte ist der Deep Water Soloing Vorsprung zu sehen


Wie man sieht waren wir bei weitem nicht die einzigen Leute, die sich an den scharfkantigen Felsen versucht haben
Der Weg zur Long Lane hatte es in sich - besonders mit 15 Kilo auf dem Rücken. Es hat nicht nur Vorteile einen Großen Rucksack zu haben
Endlich an unserem Spot angekommen, lachte uns schon eine Gruppe aus circa fünfzehn taiwanischen Kletterern entgegen, die mit den Felsen unteralb der Schlucht am Wasser beschäftigt waren. Man ist an diesem unwegbaren Ort anscheinend fast nie allein.

Das Tagesziel - Long Lane

Martin hatte seinen Kletterguide mitgebracht - in dem sind alle Routen samt Name, Schwierigkeitsgrad, Routenalter und Routenqualität verzeichnet

Harness an, Karabiner und sonstiges Zeug dran, T-Shirt aus (bei 35°C ein Muss), und dann kanns eigentlich schon losgehen

Pro Strecke befinden sich zirka fünf bis zehn Anker im Fels. Diese werden mit einer sogenannten Exe (kurz für Expressset, die Dinger an meinem Klettergurt) belegt, das sind zwei mit einem Gurt verbundene Karabiner. Maximalgewicht: 2,2 Tonnen pro Exe. Sollte für mich gerade so reichen. Ein Kletterer (in dem Falle ich) steigt vor, clippt die Exe in den Anker, und dann das Seil in den zweiten Karabiner der Exe. Der Belayer, oder Sicherer, in dem Falle Martin, steht unten und hält das Seil mit seinem ATC, ein Sicherungsgerät. Diese Technik nennt sich "Vorstieg", oder auch "lead climbing".

Die Strecke war mit einer 5.9 geratet, also um unteren Mittelfeld, und erwies sich daher als relativ einfach. Besonders die leichte Steigung (5°) macht diese Route perfekt zum Aufwärmen

Trotzdem will richtiges Clippen gelernt sein - korrekte Richtung, Gleichgewicht und Körperspannung sind nur ein paar der vielen Punkte die es zu beachten gilt
Hat man das Seil ersteinmal im obersten Anker, so kann man auch "Toprope" anstatt "Vorstieg" klettern. Ist einfacher, da man weniger Kraft braucht, und nicht alle eins bis drei Meter Clippen muss, da das Seil da von oben kommt, und nicht von unten, wie beim Vorstieg. Bietet sich an für Anfänger, da auch das Fallen angenehmer ist, da man direkt das Seil auf Spannung hält. Beim Vorstieg kann es hier schonmal ein paar Meter abwärts gehen (bis zu sechs Meter, je nach Gewicht, Seil, und Position auf der Route). Deshalb will Fallen, besonders im Vorstieg, gelernt sein. Sowohl von Seiten des Vorsteigers als auch des Sicherers.

Hier versucht sich Martin gerade an der benachbarten 5.10 Strecke auf Toprope

Auch ich habe die Strecke nochmal auf Toprope wiederholt, um mir gewissen Züge und Felspalten nochmal anzuschauen und meine Technik zu verfeinern. Der Ausblick kann sich auf jeden Fall sehen lassen.

Wer Probleme mit Höhen hat, sollte nicht nach unten schauen. Wobei man sich diese Aussicht auf die Küste nicht vorenthalten sollte

Siehe da, beim Runtesteigen noch ein paar Kristalle am Fels entdeckt. Natur pur!

Auch unsere taiwanischen Nachbarn waren fleißig am Klettern

Natürlich gehört auch guter Proviant dazu. Abgesehen davon, dass wir drei bis vier Liter pro Person getrunken haben, mussten wir uns natürlich auch mit Kalorien versorgen. Da kamen meine legendären Pfannkuchen gerade recht. Die anfangs eineinhalb Kilo waren allerdings ganz schön schnell weggegessen...

Manche Wände sehen von unten schon ganz schön steil aus...

Skyhook - unsere letzte Strecke für den Tag. 5.11a gerated, daher schön knackig und abwechslungsreich. Ich brauchte mehrere Pausen bis zur Spitze.
Nach gut einer Stunde Deep Water Solo und ungefähr vier Stunden Vorstieg war dann auch irgendwann mal gut. Mein Kopf wollte, mein Körper aber nichtmehr ganz so dolle. Abgesehen davon wurde es auch langsam dunkel. Für den Rückweg sollte man schon mindestens 30 Minuten einrechnen, und auch noch etwas Kraftreserven übrig haben.


Ein letzter Blick zurück - das war ganz bestimmt nicht das letzte Mal Long Lane

Die Taiwaner sind ja für ihre Ordentlichkeit und Sauberkeit bekannt - leider macht ihnen der eine oder andere Taifun da regelmäßig einen Strich durch die Rechnung - das Ergebnis der letzten vier Taifune auf diesem Bild

Der Blick Landeinwärts - die roten Pfeile markieren den Rückweg - nichtmehr lang bis zur Straße

Die Kletterschuhe hatte ich auf dem Rückweg zum Dorf angelassen, was sich bei dem felsigen Untergrund als sehr nützlich erwiesen hatte. Ein göttliches Gefühl nach so einem Tag die glatte Straße unter den nackten Füßen zu spüren.

Da ist die Sonne auch schon fast weg...


Tschüss Long Dong, bis zum nächsten Wochenende...





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