Dienstag, 24. September 2013

Long Dong - Die Zweite

Ein guter Tag zum Klettern.

Hier der Vollständigkeit halber ein Bericht über meinen zweiten Long Dong Trip. Die Bilder sprechen zwar schon für sich, allerdings können ein paar Wörter ja nicht schaden.

Los ging es also morgens um acht, auf zur Taipei Mainstation. Gut ausgeruht vom Juifen Trip am Vortag machte ich mich also auf den Weg. Noch schnell im Hostel auschecken und Proviant kaufen, dann konnte es auch schon losgehen.

Ich muss sagen, die Landschaft hat mich wieder aufs neue fasziniert. Riesige Klippen in den tollsten Farben und formen, überall Spalten und Risse, aus denen auch in fünf Meter Höhe ab und zu mal ein Krebs flitzt. Dazu das tolle Wetter, Sonne und Meer.

...der Fels ist kalt und rauh, die Luft warm und stickig, ich höre das Meer rauschen und habe eine angenehme Brise im Rücken. Sobald ich in die Route einsteige, steigt der Puls, und je höher ich klettere, desto mehr Adrenalin schießt mir durch die Adern. Der Schweiß fließt in Strömen, ich drücke den ganzen Körper an den Fels, um das Gleichgewicht zu halten und Kraft zu sparen. Auf den letzten Metern versuche ich verweifelt, die Optimallinie zu finden. Die Beine sind bis aufs Letzte durchgestreckt, oft kommt es auf Millimeter an. Die Finger langen immer wieder in den Magnesiabeutel, um guten Halt im nächsten Loch zu finden. Kurz vor Schluss kommt dann der letzte Überhang: Die Wange ganz dicht am Fels, meine rechte Hand sucht Halt auf der rot-braunen, von der Sonne beschienen Steinplatte. Die Anderen pushen mich: "Go Hendrik, just two more meter". Meine Unterarme brennen, mein Herz rast, meine Finger werden langsam schwach, ich suche fieberhaft nach gutem Halt. Ich höre nurnoch meinen Atem. Kein Meer, keine Stimmen. Kein Wind. Keine Sonne. Nur fieberhaftes Atmen in einer alles umschießenden Stille. Der Fels und ich.
Ich bin über die Kante, ziehe die Füße nach, hänge vertikal halb unter dem Vorsprung. Ich sehe nach unten: fast zwanzig Meter steiler Fels unter mir. Meine Linke muss den Fels umfassen, damit ich den linken Fuß Nachziehen und aus der Schräglage komme. Ich finde keinen Halt, meine Recht krampft, wird feucht, ich rutsche, ich falle. Mist. Ich war so nah dran, die Route on sight durchzusteigen. Aber immerhin ist es eine 5.10d, also schon oberes Mittelfeld. Nach dreißig Sekunden warten habe ich wieder Kraft in den Fingern, ich ziehe mich mit beiden Armen über den Überhang. Der Rest ist ein Klacks, ich berühre den Top Anker, rufe meiner Partnerin "Hold" zu, lehne mich zurück, und genieße den Abstieg...

Auf den schwierigen Routen wird es teilweise echt hart, und man ist froh, wenn man einen Spot zum pausieren findet. Doch der Fels bietet immer guten Halt - es ist nicht wie in der Halle, dass man die Griffe sieht und einschätzen kann. Man muss ich viel erfühlen, einschätzen, verschiedene Positionen ausprobieren. Es gehört schon eingies an Erfahrung, um effektiv outdoor zu klettern. Ich merke, ich stehe mit meinem Wissen und meiner Technik noch ganz am Anfang.

Ein paar Leute der lokalen Englisch sprechenden Kletterszene hatten einen Top-Roping-Event organisiert, zu dem sich zirka 20 Leute am Felsen eingefunden hatten. Zuerst wurden ein paar Routen vorgestiegen, um die Topropes zu befestigen, danach ging es dann rauf auf dem Fels!


Der Zustieg war diesmal etwas entspannter. Es gab sogar Treppen!

Wie immer bietet Long Dong eine faszinierende Aussicht.

Der heutige Spot - auch bekannt als "Backdoor" - Hintertür.

Das erste Toprope des Tages an einem der Überhänge. Wer würde wohl zuerst die Ideallinie finden?

In der kleinen Höhle war es sehr angenehm. Ab zwölf Uhr mittags lag Sie im Schatten - was absolut notwendig ist bei den Temperaturen...

Die zweite Wand des Backdoor Teils - hier waren schon fleißig andere Leute dabei
Durch Ebbe und Flut ist ein kleiner See entstanden - perfekt zum Entspannen.

Die zweite Herausforderung des Tages - nackter Fels, ein paar Spalten - und Überhang satt.

Insgesamt befinden sich zirka zwölf routen an dem diesem Spot.


Nach einem guten Start muss ich auf der Mitte der Strecke lange nach den passenden Griffen suchen - viel Auswahl gab es nicht. Die Felsspalte in der linken Ecke hat mir schließlich zugesagt.

Der erste Überhang war aufgrund des großen Risses schnell hinter sich gebracht...

...der zweite hatte es allerdings in sich.


Da musste ich erstmal kapitulieren.

Beim zweiten Anlauf hat es dann schließlich geklappt.

Und im Nu sind  sechs Stunden Kletternspaß vergangen.

Auf dem Rückweg merkt man, dass sich die Wand deutlich geleert hat.


Tschüss Long Dong, auf bald...


Freitag, 20. September 2013

Trip nach Jiufen - Tag der Götter


Ja, es ist mal wieder Taifun. Diesmal geht er allerdings gen Süden. Da es aber wohl ein ziemlich heftiger Sturm ist, merkt man hier schon etwas Wind und viel Wasser, wie üblich! Also, Zeit die Erlebnisse vom letzten Wochenende aufzuarbeiten! 
Am besagten Taipei Wochenende waren wir also einen Tag den Norden erkunden. Dort gab es sehr viel Kultur zu sehen. Momentan ist das Mondfest (seit gestern), auf das aber die ganze Insel seit einer Woche hinfiebert. Das Mondfest zeichnet sich dadurch aus, dass die Leute an der Straße sitzen, Grillen und den Mond anstarren, der zu dieser Jahreszeit besonders groß ist. Abgesehen davon böllert der eine oder andere gerne mal durch die Gegend; Böller sind in Taiwan schließlich ganzjährig erlaubt. Hinzu kommen die sogenannten Mondkuchen - "Mooncakes"- mittels derer man seinen Blutzucker in schwindelde Höhen treibt. Es gibt alles und jede Füllung, meist aber doch Süß und klebrig. Süß ist in Taiwan immer gut. Selbst du Mangos werden noch nachträglich gezuckert.

So wurde auch schon letztem schon Wochenende dem Fest entgegengefiebert, wohl auch weil Feste meist mit Feiertagen verbunden sind (der Durchschnittstaiwaner hat weitaus weniger Ferien als wir in Deutschland - ich meine die Anzahl der Urlaubstage pro Jahr ist ungeähr halb so groß - umso mehr klammert man sich an die Feiertage).
Zusätzlich war wohl Jahrestag des Tempels, oder 100 jähriges Jubiläum, auf jeden Fall war aber gut was los in dem kleinen Bergdorf. Alles voller Menschen, Busse, Taxen - fast wie in Taipei! Mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass die Straßen meist eineinhalbspurig sind und ich persönlich eine MRT schmerzlich vermisse.

Anlässlich des Tempeltages war der Markt proppevoll, und es gab überraschenderweise wieder massig zu Essen! Garniert wurde der Überschuss an Mensch und Mahlzeit mit dem einen oder anderem Feuerwerk, oder durch den Umzug der Götterstatuen durch die Stadt. Ich muss gestehen, Feuerwerke sind bei Tage erschreckend unspektakulär und erscheinen ein wenig sinnfrei. Aber gut, es muss ja schließlich gefeiert werden, also raus mit den Knallern!

Es folgt: ein Ausflug in Bildern.

Aussicht und Wetter können sich schonmal sehen lassen

Auch der Tempel wurde schön hergerichtet

Auf den Straßen den kleinen Bergdorfes ging es zeitweise hoch her - hier aber gerade nicht so

Wir haben uns unverzüglich in die wogenden Massen auf dem Markt geschmissen

Zu kaufen gibt es fast alles - da darf natürlich das traditionelle Schreibzeug nicht fehlen

Auch bunten Kitsch findet man zuhauf - typisch Taiwan

Der gesamte Markt wird von atmosphärischen Lampions gesäumt

Hier gibt es Reisfladen mit geraspelten Erdnüssen (im Vordergrund der Hobel zum Raspeln) und Eis - lecker!

Und hier direkt der nächste leckere Snack hinterher - was ist das genau? Siehe nächstes Bild

Hmmmm, lecker Fisch! Mit einem Haps sind die im Mund!

Nüsse mit allen möglichen Umhüllungen - frisch überzogen und abgepackt.

Natürlich darf auch ein Buddha nicht fehlen.

Achtung, Steigung! Danke für die Warnung, hätte ich fast nicht gemerkt!

Pilze über Pilze - ein Paradies für Pilzliebhaber. Und die Hölle für alle anderen Menschen.

Eine weitere Spezialität - Eier in (Soja?-) Soße. Nehmen auch schön die braune Farbe an.

Die berühmte Bitterfrucht - gibts als Suppe, Drink, und in zig weiteren denk- und undenkbaren Kombinationen.

Sticky Rice (klebriger Reis, sowas wie fester Grießbrei-Wackelpudding?!?) mit Fleisch - nein danke!

Hier habe ich dann aber zugelangt - sticky rice mit Taro und Roter Bohne als Füllung - süß und sehr füllend. Lecker!

Lampions wohin das Auge reicht...

... auch an diesem schönen Haus. Das ist auch noch irgendwie berühmt, ich glaube aus einem Anime Film oder so.

Eine interessante Zusammenstellung von "Opfergaben": Fischköpfe, Zitronen, Bier. Aber schön angerichtet ists schonmal.

Hier ist anscheinend schonmal das eine oder andere "Gericht" übergekocht...

Auch das aus einem Videospiel bekannte Musikinstrument gibt es hier vermehrt zu kaufen.

Hier sind wir auf ein Kino gestoßen. Wieder ganz im klassischen Stil.

Es lief mal wieder eine Romanze. Hat mich nicht vom Hocker gehauen. War aber schön mal kurz zu sitzen.

Was ein Feuerwerk!

Hier werden zwei Götter durch die Straßen transportiert. Vielleicht damit Sie ihren Kollegen mal Hallo sagen können?


Nach ein paar Stunden rumlaufen ist uns dann schließlich die Lust auf Jiufen vergangen. Deshalb haben wir uns auf den Weg in ein Nachbardorf gemacht, in dem es mal ganz viel Gold gab. Auch das örtliche, sehr bekannte Goldmuseum befindet sich dort. Wir hatten gehört, dass man selbst Gold schöpfen könne, und haben uns daher auf die Suche nach dem Fluß gemacht, an dem täglich Touristen mit Sieben beschäftigt werden. Unser erster Halt war allerdings an einem schniken Tempel.


Auch dieser Drache freut sich sichtlich über das schöne Wetter.

Der Tempel war frisch renoviert und machte teilweise einen guten Eindruck.

Im Innenhof roch es nach Blumen und Räucherstäbchen - eine wohlige Atmosphäre.

In diesem Räucherpot verbrennt die Kräutermischung langsam und ergibt dabei ein schönes Muster.

Von innen sind die Tempel immer blitz-blank.

Über dem Ganzen trohnte diese riesige Statue - beeindruckend.


Auf der suche nach der Schürfstelle hatte man oft eine gute Aussicht auf die Umgebung


Auf der Suche nach der Schürfstelle sind wir dann an einem kleinen Café vorbeigekommen. Dieses bestand aus einem einfachen, adrett eingerichteten Holzhaus, in dem man quasi im Wohnzimmer der Besitzerin seinen Tee trinkt. Aus ein paar Minuten wurden Stunden, am Ende waren wir gute zwei Stunden in dem kleinen Häuschen. Anscheinend hatte die Tour durch Jiufen ihre Spuren hinterlassen. Bei gutem Tee, Kaffee, und überragenden Pfannkuchen konnte man es sich aber auch sehr gut gehen lassen.


Gemütlich und entspannt ging es in dem Café zu. Man fühlte sich wie zuhause.

Stilvoll und adrett.

Das Häuschen war sehr wohnlich eingerichtet.

Ein letzter Blick aufs Dorf...

...und ein letzter Blick zum Meer...
 ...und da ging es auch schon wieder zurück nach Taipei. Am frühen Abend waren wir zurück in der Hauptstadt, sodass ich genug Zeit hatte, mich auf meinen zweiten Trip nach Long Dong am folgenden Sonntag vorzubereiten. Dieser wird dann auch im nächsten Post verarbeitet. Also, bis dahin!