Montag, 23. Dezember 2013

Südkorea - Die Lehren des Buddha




Ich auf der Suche nach dem Om - der inneren Erleuchtung


Gerade aus Paris zurück! Damit ist mein drittletzter Blogeintrag für dieses Jahr auch mehr als überfällig! Er beschäftigt sich mit den Lehren des Buddhismus. Während unseres Aufenthalts in Südkorea - der nun schon einen Monat zurück liegt - haben wir bei einem sogenannten "Temple Stay" im Naksan-Myogaksa Tempel mitgemacht. Das heißt, man verbringt einen Nachmittag im Tempel mit den Mönchen, lernt etwas über deren Alltag und die Lehren des Buddha. Das ganze gibt es auch mit Übernachtung, leider aber nur am Wochenende. Und man muss dann um 3:20 Uhr aufstehen, zum Morgenspaziergang, dann zur Meditation, und dann gibts erst Frühstück - also nicht so ganz mein Fall.

Das Temple Stay Programm ist extra auf Touristen ausgelegt, die den Buddhismus etwas näher kennenlernen möchten. Für 50.000 Won, umgerechnet 35€ pro Person, verbringt man an die fünf Stunden im Tempel, lernt etwas über Buddha, Meditation, Tee-Zeremonien oder Verbeugungszeremonien (war alles auf Englisch, daher erinnere ich mich nicht mehr so gut an die richtigen Ausdrücke beziehungsweise gibt es keine gute Übersetzung).


Der Myogaksa Tempel liegt mitten in der Megacity Seoul.

Die Räumlichkeiten sind spärlich, aber sehr gemütlich eingerichtet.

Eine Nonne war unserer Gastgeber für den Tag. Sie ist vierzig Jahre alt, und musste sich neun Jahre vorbeireten, um endlich Nonne werden zu können. Das beinhaltet unter anderem zehn Stunden (in Ziffern: 10) Meditation pro Tag! An 200 Tagen im Jahr. Also ganz schön hart. So lange brauchen allerdings auch Mönche - Gleichberechtigung ist eine der grundlegenden Lehren des Buddhismus.

Los ging es mit einer Einführung zum Buddhismus. Wichtig ist, dass es sehr viele verschiedene Formen dieser Religion gibt - Japanisch, Chinesisch, Tibetisch, Thai, oder eben Koreanisch, aber auch noch viele andere mehr. Während man im Japanischen Buddhismus als Mönch sogar Familie und Kinder haben darf, sind im koreanischen Stil jegliche sexuellen Gelüste untersagt. 
Auch hier zeichnet sich wieder ein Kernaspekt des Buddhismus ab: Toleranz. Während bei uns schon Katholiken und Protestanten des Öfteren im Klinsch liegen (oder lagen), sagt Buddha, dass jeder den Buddhismus so verfolgen kann wie er gerne möchte. Und mitmachen kann auch jeder: eine Einführungszeremonie wie die Taufe ist nicht nöitg - das einzige was zählt ist der gute Wille und der Ehrgeiz, zu üben. Was man genau übt, wird als das Finden der "inneren Erleuchtung" bezeichnet.

Ziel des Buddhismus ist es also, seine innere Erleuchtung, das sogenannte "Om" zu finden. Diese Erleuchtung ist in Jedem von uns, wird aber von drei giftigen Gedanken, den "poisionous minds", verdeckt. Um diese loszuwerden, muss man hart arbeiten und meditieren. Der erste und größte giftige Gedanke ist Gier. Gier hat fünf Usprünge: Essen, Schlaf, Geld, Liebe, und Macht. Der zweite giftige Gedanke ist Zorn. Zorn entspringt meist aus Gier. Der dritte Gedanke ist Dummheit, die aus der Arroganz des Menschen ansich entsteht.
Hat man sich einmal von allen giftigen Gedanken befreit, so erreicht man den Zustand der Erleuchtung. Dieser Zustand ist aber nur sehr schwer zu erreichen, und man muss sehr viel üben. Selbst ein Zen-Meister, eines der höchsten Ämter im koreanischen Buddhismus, kann den Zustand der Erleuchtung nur über kurze Zeiten halten.


"Five Things", sagt unsere Gastgeberin. Fünf Dinge sind es, die Gier im Menschen verursachen.

Alle Menschen sind gleich vor Buddha - deshalb darf auch jeder Mönch oder Zen-Meister werden.


Das Tolle am Buddhismus ist, das Buddha nicht ein Gott ist, den man anbetet, sondern eine Art Mentor ist. Man strebt danach, so zu sein wie der Buddha, um seine innere Erleuchtung zu finden und möglichst lange zu halten. Dafür ist allerdings auch körperliche Ertüchtigung nötig. Diese soll allen Ärger, alle Ängstlichkeit und alle schlechten Taten fallen lassen. Man lässt sich selber fallen, und dazu alle seine schlechten Taten.

Die ursprüngliche Bedeutung der Verbeugung ist, seinem Gegenüber mitzuteilen, dass man keine Waffe hat (Hände falten = ich habe keine Waffe), und dass man friedliche Absichten hat. Heutzutage ist es schlicht eine Geste des Respekts.

Um alle bösen Dinge fallen zu lassen, haben wir eine Perlenkette mit 108 Perlen gemacht. Bevor man allerdings eine Perle auf die Kette stecken kann, muss man sich verbeugen, hinknien, mit der Stirn den Boden berühren, und wieder aufstehen. Und das Ganze einhundertundacht Mal. Warum gerade 108? Auf visitkorea.kr, der Seite, auf der wir fast alle unsere Touristeninfos gefunden haben, findet man Folgendes:
"Ein Grund, warum man eine Serie von 108 Verbeugungen braucht, um alle schlechten Handlungen, die man getan hat, loszuwerden, sind die "Sechs Kontaktpunkte“ (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Anfassen und Denken), die durch die Sechs Sinne produziert werden (Augen, Ohren, Nase, Zunge, Körper, Geist) und dies hat sich unendlich durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fortgesetzt (6 x 6 x 3 = 108)." Gar nicht mal so unlogisch.

Ganz schön viel Arbeit! 108 Perlen, 108 Verbeugungen, 108 Mal den Boden berühren. Und das macht ein Mönch täglich!

So sieht das Ganze dann aus.

Danach gab es ein vegetarisches Mittagessen in der Kantine des Klosters. Wie immer war ich extrem überrascht, wie gut und sättigend man in Asien fleischlos essen kann. Auch Externe dürfen hier gegen ein gewisses Entgeld essen, oder die Gelgenheit nutzen, falls sie einen Termin beim Zen-Meister haben.

Gut gesättigt ging es dann zu Meditation. Und die ist gar nicht mal so einfach und entspannend wie man denkt! Gerade sitzen, Beine übereinander (aua!), Zunge im geschlossenen Mund rollen, sodass die Spitze die Mundhöhle berührt (mega anstrengend), Augen zu nur 20% geöffnet (sieht total bescheuert aus und ist auch total anstrengend) und mit den Daumen ein Loch vor dem Bauch formen. Diese Haltung hat folgenden Hintergrund: Die Beine im Dreieck, für Standfestigkeit. Die Hände und die Zunge im Kreis, um die Energie im Kreis zu führen. Die Augen halb geschlossen, für einen Traumzustand zwischen Schlaf und Wachsein. Ein großes Problem der jungen Adepten ist, dass sie während der meist einstündigen Meditation (zehnmal eine Stunde pro Tag!) einschlafen. Das merkt der aufmerksame Zenmeister daran, dass die Fingerhaltung zusammensackt. Dann gibts mit einem großen Bambusstock auf die Zwölf. Der Vorteil: alle anderen wachen auch auf. Bei uns ging die Meditation gerade mal 15 Minuten, die wahrscheinlich längsten 15 Minuten meines Lebens.


Auf der Suche nach der inneren Erleuchtung - mehr oder weniger erfolgreich.

Wer einschläft, bekommt einen drauf. Ganz schön laut, so ein Bambusstock.

Der letzte Teil unseres Besuches bestand aus einer Tee-Zeremonie. Der Ablauf ist klar vorgegeben, jedes Stück im Teeservice hat seinen festen Platz, alles wird sehr sauber und ordentlich gemacht. Hier haben wir auch erfahren, woher der grüne Tee kommt:

Es gab mal einen Mönch, dem beim Meditieren immer die Augenlider zugefallen sind (kaum zu glauben, bei schlappen zehn Stunden pro Tag!). Er konnte diesen Umstand nie so ganz in den Griff bekommen, und somit hat er sich die Augenlider voller Zorn dann einfach abgeschnitten. Er hat sie in den Dreck geworfen, und da wo sie von der Erde verschluckt wurden, wuchs ein Baum, der Ursprung des grünen Tees. Macht ja auch Sinn, denn grüner Tee macht ja schließlich wach. 
Danach wurde der Mönch ein großer Buddha, da er den ganzen Tag ohne Probleme meditieren konnte. Allerdings ging es mit dem Schlafen dann auch nichtmehr so gut, sodass der gute Mann neun Jahre lang ohne Pause meditiert hat, und dann einfach während der Meditation gestorben ist. Wahre Geschichte!


Auch die Tee-Zeremonie beinhaltet viele Verbeugungen.

Der Teemeister (in dem Fall Frauke) ist für den korrekten Ablauf der Zeremonie zuständig.

Der Erschaffer des Grünen Tees - ein sehr eifriger Mönch ohne Augenlider.

Zum Abschluss geb es dann eine Gesprächsrunde mit unserer Nonne und einer Adeptin, in der man eigentlich alles fragen konnte. Und ein nettes Abschiedsfoto haben wir auch noch bekommen.


Im Sitzen kam sie mir gar nicht mal so klein vor - unsere immer freundliche Gastgeberin.


Abschiedsgeschenk: meine Kette mit den 108 Perlen und dem Zeichen für das Om.

Der Temple Stay war mit Abstand die interessanteste Erfahrung in Südkorea. Zusammen mit den Nachtmärkten, Tanzshows und gigantischen Shopping Malls hat sich mir ein unglaublich vielfältiges und farbenfrohes Bild eines extrem interessanen Landes ergeben.


Montag, 9. Dezember 2013

Südkorea - Gangnam Style, Kimchi und Raketen

Bitte nicht scharf! Ein sehr wichtiger Ausdruck in Südkorea.


Südkorea. Eigentlich kein ganz so weit verbreitetes Reiseziel. Zeichnet sich durch unzählige UNESCO Weltkulturerben, scharfes Essen und eine unverkennbare Popkultur aus. Unter der strengen Beobachtung des direkten Nachbars Nordkoreas, scheint sich der Großteil der Bevölkerung mit der pikanten Situation abgefunden zu haben und füllt den Alltag lieber mit Gangnam Style und E-Sports. 

Wie viele andere asiatische Metropolen, so hat auch Seoul viele verschiedene Seiten und ist sehr facettenreich: auf der einen Seite Jahrhunderte alte Festungen und Paläste, auf der anderen Seite hochmoderne Hightech- und Bankenviertel.
Während zum Teil noch alte Menschen ihren Müllkarren durch die Straßen schieben, verdienen andere Millionen, indem sie professionell Computerspiele spielen. Neben exotischen und sehr belebten Nachtmärkten findet man auch totschicke Designerviertel, in denen man sein Jahresgehalt in einer Stunde ausgeben kann, und der fesche Kaffee im westlich gestylten Coffeeshop mehr kostet als das Abendessen des kleinen Mannes. Würde mich jemand auffordern, den Charakter dieser Stadt in einem Wort zu beschreiben, so könnte "kontrastreich" nichtmal ansatzweise ein passendes Bild erzeugen. 

Willkommen in der Stadt des Gangnam Styles!

Aber gut, irgendwo muss man ja mal anfangen. Am Anfang hatte ich mir gedacht, dass wir vielleicht zwei oder drei Tage in Seoul bleiben, und den Rest unseres Aufenthalts ein wenig durch das Land reisen. Nach Ankunft in der Hauptstadt haben wir aber gemerkt, dass man alleine über eine Woche in Seoul bleiben kann, und auch dann nur einen Bruchteil von dem zu sehen bekommt, was diese Metropole zu bieten hat. Bei 9,8 Millionen Einwohnern aber auch kein Wunder.
  

So spektakulär sieht Seoul auf den ersten Blick gar nicht aus - doch hinter den Kulissen hat diese asiatische Metropole einiges zu bieten.


Auch hierzulande werden die Transportkapazitäten von gewissen Vehikeln sehr gerne bis ans Limit genutzt.

Auch mit dem Recyceln von Altpapier kann man offensichtlich seinen Lebensunterhalt bestreiten.

Am Freitag Abend aus Taipei gelandet, mussten wir erstmal ein Taxi ins 60km entfernte Stadtzentrum nehmen, da um Mitternacht kaum noch öffentliche Verkehrsmittel fuhren, und die Geldautomaten am Flughafen mir kein Geld mehr geben wollten. In der Stadt habe ich dann zum Glück einen alten Bekannten aus Taiwan gefunden: eine seven eleven convenience store. Das heißt: 24 Stunden Essen, Getränke und einen Geldautomaten. Dem Taxifahrer noch schnell seine 70.000 Won in die Hand gedrückt (umgerechnet circa 50€), und dann ins Hostel. War mehr ein Hotel als ein Hostel, und für umgerechnet 20€ pro Person pro Nacht kann man sich wirklich nicht beschweren:




Nach einer sehr erholsamen Nacht auf dem Futon sind wir dann am nächsten Morgen zum Dongdaemun Culture Park gestartet. Auf dem Weg dorthin konnten wir schon einige interessante Dinge entdecken:

Warten mit Stil ist in Südkorea offensichtlich sehr wichtig.

So weit ist es also schon  gekommen! Die Straße wird von Robotern bewandert!

Der Umwelt zuliebe wurde hier mal kreativ recycelt.

Ein kleiner Eiweißsnack zwischendurch - nach ungefähr zehn Maden hatte ich aber auch genug.

Mitten in der Stadt verläuft der Hangang - das hier ist aber nur ein kleiner Seitenarm.


Allem Hightech zum Trotz: hier wird noch von Hand geschmiedet.


200.000 Won - umgerechnet 140 Euro.

Danach ging es zum Flohmarkt. In einer großen, mehrstöckigen Halle wird an über 600 bis zur Decke vollgestopften Ständen alles Mögliche verkauft. Mit Worten kann man hier nur mäßig gut beschreiben, daher lasse ich mal wieder die Bilder sprechen:


Der Flohmarkt ist eine Touristenattraktion - wird aber auch von zahlreichen Einhemischen besucht.

Schon vor er Halle werden Schuhe im Beet verkauft.
Auch sehr beliebt: Armeeartikel, am besten amerikanischer Herkunft.

Zu kaufen gibt es: alles.

Elektronikartkel gefällig? Regale werden soweiso überbewertet.

Bei soviel Ware bleibt fast keinen Platz für den Verkäufer.


Auf der Suche nach einem warmen Plätzchen mit heißem Kakao wurden wir dann von zwei Amerikanern angesprochen. Wir sollten ein Interview auf Englisch geben, dass das auf einem koreanischen Bildungssender für Erwachsene ausgestrahlt werden würde, der den Leuten Englisch beibringen soll.
Als urenglische Muttersprachler haben wir uns natürlich direkt zur Verfügung gestellt! Und direkt eine Empfehlung für eine gutes Cafe bekommen, die wir nach 20 Minuten Quatschen auch direkt umgesetzt haben.
Danach sind wir noch ein bisschen durch die Stadt gebummelt, und haben noch die eine oder interessante Entdeckung gemacht:


Ein einsamer Sänger unterhält vorbeiziehende Passanten.

Ein Tor! Gibt ziemlich viele davon, über die ganze Stadt verteilt.

Ausverkauf! Tische werden soweiso überbewertet.

Ein Fitnessstudio - umsonst und draußen!

Der Blick über das nächtliche Seoul - sieht gar nicht mal so stark nach Großstadt aus.

Ich habe den Eindruck bekommen, dass sich in Südkorea alles um das persönliche Styling dreht. Gefärbte Haare sind bei jungen Leuten Standart, meist rot oder braun, aber auch Wasserstoffblond oder Lila oder Türkis sind hier zu finden. Dazu noch Klamotten in möglichst schrillen Farben, um den K-Pop Stil so richtig auszugeben. Oder französisches Style, oder Popkultur, oder einfach geschmacklos. Alles dabei. Aber generell scheinen Musik und Tanz sehr verbreitet zu sein: viele große shopping Malls haben Bühnen vor dem Eingang, auf denen am Wochenende sehr viele Tanzwettbewerbe stattfinden, bei denen das Publikum ordentlich mitfiebert!


Musik, Tanz und Style werden in Südkorea gerne zelebriert. Hier ein Tanzwettbewerb mitten auf der Straße.

Dezent inszenierte Werbung für ein Kleidungsgeschäft.

Den Kontrast hierzu bilden die ganzen Soldaten, die überall in der Hauptstadt rumlaufen. Besonders an Bahnhöfen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln vergeht keine Minute, in der einem nicht ein junger Mann in Uniform über den Weg läuft. Das ausgelassene und unbekümmerte Leben in Südkorea scheint also seinen Preis zu haben...


In Bahnhöfen begegnet man alle zehn Meter einem Soldaten in Uniform.

Zum Abendessen haben wir uns dann in einen der Nachtmärkte gestürzt. Von der Atmosphäre her ähnelt es ganz den taiwanischen Versionen: laut, grell, bunt, und voller Menschen die sich in nach Frittierfett duftenden Büdchen mit sonderbaren Essen vollstopfen.
Das Problem: weder Englisch noch Chinesisch wird hier gesprochen, das heißt: viel Körpersprache und Fingerzeigen. Natürlich wurden wir als Fremde wieder von allen Seiten angestarrt, aber die Leute waren freundlich und haben sich gefreut, dass zwei Ausländer in ihrem Restaurant Essen. Außer dem typisch koreanischen, scharf eingelegten Kimchi (Kohl mit scharfer Soße), hatten wir natürlich keinen blassen Schimmer, was wir da essen. War aber trotzdem lecker, obwohl mit 5€ pro Person doch schon relativ teuer.


Zu den beiden Hauptgerichten (irgendwelche frittierten Sachen) gab es auch einige Beilagen.


Sieht was so aus wie in Taiwan: grell, bunt, voll, vermüllt.

Ganz schön viel für den ersten Tag, von daher sind wir dann gut gesättigt unverzüglich auf den Futon, um für den nächsten Tag gerüstet zu sein.

Dienstag, 3. Dezember 2013

Kaosiung - Klettern im Dschungel



An meinem vorletzten Wochenende in Taiwan war es dann auch mal Zeit, ein wenig Abwechslung zu Long Dong zu bekommen. So ging es diesmal anstatt ganz nach Norden sehr weit in den Süden, genauer gesagt nach Kaosiung (sprich: Kaoshung). Bei kuscheligen 25 Grad und annehmbarer Luftfeuchtigkeit war es weitaus angenehmer als das Klima in Hsinchu (15 Grad, Regen, starke Winde).
        
In Kaosiung befindet sich ein relativ kleiner aber feiner Spot mit ungefähr 15 Routen nahe eines alten japanischen Tempels, am Rande eines Waldes.


Alte Bilder und Symbole erinnern daran, dass hier wahrscheinlich mal ein recht religiöser Ort war...

Abgesehen davon dass es fast 400 Kilometer von Long Dong entfernt ist, unterscheidet sich auch der Fels sehr deutlich. Während Long Dong fast ausschließlich aus Sandstein besteht, ist der Fels in Kaosiung aus Kalkstein. Es handelt sich um ein sehr altes Korallenriff, das seit ein paar tausend Jahren allerdings auf dem Trockenen liegt. Man findet zum Teil kleine Ausbuchtungen und Löcher, in denen man noch die eine oder andere versteinerte Koralle erkennen kann.
Das Resultat: fiese kleine Spitzen und scharfe Kanten, die sich teilweise schön tief in die Haut bohren. War schon eine enorme Umstellung im Vergleich zum Sandstein, aber auch eine interessante Erfahrung. Und ich habe mal wieder erfahren müssen, wie viel ich in Sachen Klettern noch zu lernen habe.



Manchmal tut Klettern eben weh - aber was muss das muss!

Der Spot zeichnet sich durch seine gemütliche Atmosphäre aus - Dschungelkulisse mit einer leichten Brise.

Dieses mal gab es auch ein paar Zuschauer der etwas anderen Sorte...

Beim Aufstieg ist man nicht allein, sondern wird auch von ein paar Bäumen flankiert. Natürlich ist Anfassen verboten!


An der Südwand gab es auch nochmal drei Routen, die es allerdings in sich hatten.

Nachaufnahme des Kalksteins - scharfkantig, dafür aber mit vielen Möglichkeiten zum Greifen.

Hier kann man schön sehen, was eine gute Route ausmacht: das Seil berührt nirgendwo die Wand.

An der Südwand geht es etwas höher hinauf: über 15 Meter misst der Fels.