Donnerstag, 21. November 2013

Die Philippinen und der Sturmvogel





Meine verbleibenden Tage in Taiwan neigen sich dem Ende zu. Auf der Arbeit wie auch privat häufen sich letzte Aufgaben an. Dies und Jenes abschließen, hier tschüss sagen, dort auf Wiedersehen. Auch meinen Blog müsste ich mal zu Ende bringen. Mittlerweile haben sich noch ein Long Dong und ein Kaosiung Post angehäuft, und halt dieser jene hier den du gerade liest. Da nächste Woche noch Korea und Hong Kong folgen, muss ich mich gerade echt zum Schreiben zwingen, um irgendwo noch ein Zeitfenster zu finden. Da kommt mir der Sturmvogel gerade gelegen, der für die Kürze unserer Reise verantwortlich war. Aber wer ist dieser Haiyan? Fangen wir von vorne an.

Mein geliebter Bruder hat mich für zehn Tage in Taiwan besucht. Da es gerade mal zwischen ein und zwei Flugstunden zu der bei Touristen sehr beliebten Inselgruppe sind, haben wir uns gedacht, dass wir die Hälfte der Zeit am besten dort verbringen.

Dienstag Morgen um 0:35 ging es dann auch schon los Richtung Manila. Fünf Stunden am Flughafen warten, und dann morgens um acht in den Flieger nach Puerto Princesa auf Palawan. Aber noch sind wir nicht am Ende. Von Puerto Princesa sind es noch über sechs Autostunden nach El Nido, unserem Reiseziel. Ob sich das ganze Gereise lohnen würde? Viele sagen ja, dass El Nido die schönste Gegend auf den gesamten Philippinen ist. Beim nächsten mal nehme ich dann aber den teuren Direktflug von Manila nach El Nido. Oder die Fähre von Busuanga, wie mir ein Kletterpartner im Nachinein verriet. Aber dann ist man ja generell sowieso schlauer.


Vans und Busse sind das Verkehrsmittel der Wahl wenn es nach El Nido geht.


Im Van selber ging die Fahrt eigentlich relativ schnell um. Wir haben noch ein amerikanisches (ursprüglich Bulgare und Philippinerin) und eine holländisches Pärchen kennengelernt, die auch auf dem Weg nach El Nido waren. Zwischendurch haben wir dann irgendwo angehalten und noch drei Leute mitgenommen. Dass wir nurnoch einen Sitzplatz frei hatten war natürlich kein Thema. Ich durfte für schlappe drei Stunden mit zwei Philippinern auf der Rückbank kuscheln.


Auf dem Weg nach El Nido gab es Jungel zu sehen, soweit das Auge reicht.

Auf dem Weg nach El Nido sieht man sehr viele Leute, die in einfachen Hütten am Straßenrand wohnen. Trotz augenscheinlich wenig Besitz sind alle recht freundlich und hilfsbereit. Und fast alle sprechen Englisch, viele sogar ziemlich gut. An Touristen ist man anscheinend auch gewöhnt.


Und alle Leute wohnen quasi mitten im Dschungel. Aber allesamt freundlich und zufrieden mit sich und der Welt.


Gegen vier Uhr  nachmittags sind wir dann am Hotel angekommen. All Four Seasons El Nido. Ja, nicht ganz die berühmte Kette (man beachte das "All" im Namen). Aber mit zwanzig Euro pro Nacht und Person auch schon gehobener Standart. Am Anfang mussten wir uns beschweren weil wir nicht das Zimmer bekommen hatten, das ich gebucht hatte. Uns wurde dann ein Standartzimmer angeboten, und die Preisdifferenz als Gutschrift auf unsere Hotelrechnung verbucht. Also alles im Lot.



Das Hotel war... ganz schön.

Der Blick von der Hotelterasse bei Ebbe. Hatte auch was.


Dienstag Abend hatten wir dann etwas länger gebraucht, bis wir umgezogen waren. So haben wir im Hotel gegessen (sehr guten Fisch zum kleinen Preis), ein bisschen entspannt, und sind dann relativ schnell ins Bett gegangen.

Am nächsten Morgen haben wir dann unser Frühstück bei Sonnenaufgang genossen.



Danach ging es auch schon los zum ersten Inseltrip. Man startet früh am Morgen und besucht im Laufe des Tages fünf bis sechs Inseln. Irgendwann zwischendurch gibt es dann auch sehr gutes Barbecue an einem der Traumstrände.


Los ging es um neun Uhr morgens. Das Wetter war bewölkt, aber gut.


Mit einem der für die Philippinen typischen Boote sind wir dann zu unserem ersten Stop aufgebrochen.

Die kleine Lagune war schon voll mit anderen Booten. Ein Paradies zum schwimmen und schnorcheln.

Der zweite Stop war eine etwas kleinere Insel mit einem Strand und einem kleinen Hain.


Dort gab es für die meisten Gruppen ein Barbecue zum Mittagessen.


Durch den Geruch von gebratenem Fleisch angelockt ließ sich auch ein Waren blicken.

Dritter Stop: ein Traumstrand mit nahe gelegener Höhle.


Die Klarheit und Farbe des Wassers kann durch die Bilder nichtmal ansatzweise wiedergegeben werden.

In dieser natürlichen Grotte tummelten sich wieder überraschend viele Touristen.


Mit ihrem klaren Wasser und der unglaublich guten Atmosphäre war diese Insel mein absoluter Favourit.


Egal wohin man geht - überall gibt es viele andere Schiffe mit vielen anderen Touristen.


Stop vier: die große Lagune. Hier fährt man nur durch, trotzdem kann sich das Ergebnis sehen lassen.

Beim Verlassen der großen Lagune hat sich die Sonne noch einmal gezeigt, um mir ein wenig Licht für einmalige Aufnahmen zu spenden.

Fünfter und letzter Stopp des Tages: Commando Beach.

Mit einem Drink oder guten Bier auf einer der Liegen haben wir den Tag ein wenig ausklingen lassen.


Bei guten 27 Grad ließ sich das Wetter auch noch ganz gut aushalten.

Gegen vier Uhr ging es dann schließlich zurück zum Hotel.

 Hier der Blick von unserer Hotelterasse.

Noch ein perfektes Abendessen am Strand von El Nido genossen, und dann ging es auch schon fast ins Bett...

Am nächsten Morgen haben wir uns dann aufgrund des Kommenden Taifuns Haiyan für eine vorzeitige Abreise entschieden. Das heißt wir sind quasi 19 Stunden hin, an die 40 Stunden geblieben, und dann wieder 16 Stunden zurück. Zwei nächte anstatt wie geplant vier. Aberdas war uns egal. Auf dem Weg zwischen Puerto Princesa und El Nido gab es schon auf dem Hinweg mehrere kleine Erdrutsche und mehrere großen Pfützen, sodass die Vans da bereits zum Teil Probleme hatten. Das Risiko, am Samstag irgendwo auf den Philippinen stecken zu bleiben und Eriks Flug nach Frankfurt am Sonntag zu verpassen, war einfach zu hoch. Soo haben wir quasi knapp eine halbe Stunden vor Abflug am Donnerstag Abend die exakt gleichen Flüge bekommen, die wir für Samstag Abend gebucht hatten. Glück im Unglück sozusagen.

Selbst nach effektiv nur einem vollen Tag auf den Philippinen könnte ich noch massig mehr schreiben. Aber die Zeit rennt mir davon. Morgen Abend geht es nach Südkorea, und in guten neun Tagen bin ich dann auch schon wieder im schönen Deutschland. Die Zeit fliegt.

Samstag, 9. November 2013

Ostküste - Lanyu (Orchideeninsel)



Die letzte große Etappe unserer Ostküstenreise hieß Lanyu, die Orchideeninsel. Zuerst haben wir aber die Nacht in Taitung (=Taidong) verbracht. Ich kam aus Ruisui, und meine Mitstreiter von der Küstenstraße aus Donghe. Durch Zufall haben wir ein Hostel gefunden, dass zwar noch nicht aufhatte, uns aber durch das Hostel auf der anderen Straßenseite, das ausgebucht war, vermittelt wurde. Das Zimmer war aber eher ein Hotelzimmer:


Kein Vergleich zu Shitiping - und trotzdem derselbe Preis.

Eine junge Familie mit zwei Kindern waren die Besitzer unserer Unterkunft. Ich habe selten nettere Menschen in meinem Leben getroffen. Bei alles und jedem wurde uns trotz mittelschweren Sprachproblemen geholfen, unsere Gastgeber waren immer sehr freundlich und herzlich. So sind wir nach einer Reissuppe mit Meeresfüchten zurück ins Hostel, um noch eine Runde Skat zu spielen. Dabei haben wir einen neuen Fan gewonnen: die zehnjährige Tochter war sehr faziniert und neugierig über die weiguoren, die Fremden, die die Nacht im Hause ihrer Eltern verbrachten.

Ohne Scheu hat sie mir dann direkt ein chinesisches Kartenspiel beigebracht, und permament sichergestellt dass ich auch ja verstehe wie das geht! Zwischendurch kam es eher einem monotonen Austausch von "wo ting bu dong" gleich, was "Ich verstehe nicht" heißt. Dennoch habe ich dann trotz wenig Chinesisch meinerseits und noch weniger Englisch ihrerseits das Spiel einigermaßen verstanden. Nur um ihr Skat beizubringen hat es leider nicht gereicht.

Hendrik unterwegs im Auftrag der Völkerverständigung.

Am nächsten Morgen stand meine Kartenspiellehrerin dann auch schon Punkt acht vor unser Zimmertür, um uns Frühstück zu bringen. Der Abschied fiel schwer, aber dank eines Fotos mit uns war sie am nächsten Tag der Star in der Schule.
Nach einem echt guten Frühstück haben wir uns dann auf den Weg zum Hafen gemacht, um das Schiff zur Orchideenisl (Lanyu) zu nehmen. Geplant waren zwei Nächte auf Lanyu, aber da es am Montag kein Schiff gab, blieben nur Samstag und Sonntag.


Im Hafen von Taitung werden die Fischernetzte noch von Hand gemacht.

Das Ohne-Wörter-Buch von Langenscheidt - oft der Retter in der Not.

Unser Schiff nach Lanyu. Ziemlich schmal und schnell...

Wir haben das Schiff während der Überfahrt liebevoll "den Kotzkutter" getauft. Der extreme Wellengang hat über die Hälfe der Passagiere ihren Mageninhalt gekostet. Ich muss zugeben, ich hatte zwischendurch auch so meine Schwierigkeiten. Nach drei Stunden war ich echt froh, das Ganze unbeschadet überstanden zu haben.


Manche Passagiere haben die Fahrt weniger gut weggesteckt (der grüne Beutel in der Bildmitte ist übrigens komplett mit Mageninhalt gefüllt).


Ankunft auf Lanyu.

Nachdem wir im Hostel eingecheckt hatten, sind wir direkt zu einer Tour um die Insel gestartet, um das (noch) gute Wetter auszunutzen. Hier ein paar Impressionen:




Die Menschen auf Lanyu sind nicht ganz so herzlich wie in Taitung. Das merkt man daran, dass man kaum angelächelt wird oder in der einzigen Bar der Insel (mit übrigens hervorragendem Barbecue) erst fragen muss, damit man bedient wird. Allerdings ist das auch wiederum verständlich. Ich habe mich im Nachinein ein wenig über die Insel informiert und herausgefunden, dass die Regierung vor ein paar Jahren an die 100.000 Fässer mit Radioaktivem Abfall auf der 4.000 Seelen Insel gelagert hat. Als Entschädigung gibt es läppische 500.000€ pro Jahr. Von der Kultur der Ureinwohner sind zwar noch Traditionen und Feste vorhanden, allerdings ist die Haupteinnahmequelle der Insel der Tourismus, der aber nicht ganz so stark ist wie zum Beispiel auf Green Island. Man ist quasi von äußeren Einflüssen Abhängig.


In der einzigen Bar auf der Insel fühlt man sich wie am Ende der Welt. Und es gibt gutes Bier.

Am darauffolgenden Tag sind wir morgens zum Schnorcheln. Trotz schlechten Wetters war es eine einzigartige Erfahrung. Durch den geringen Tourismus auf Lanyu sind die Korallenriffe zum Großteil unberührt. Die Sicht war auch ohne Sonne fantastisch. Man kann über lebende Korallen streichen, die sich kurz darauf dann in den Fels zurückziehen. Mit ein bisschen Brot kann man die Fische anlocken, und plötzlich hängen einem hunderte von Nemos an den Händen. Über eine Stunde haben wir im Wasser verbracht, unter anderem rohe Austern gegessen oder riesige Fisch dabei beobachtet, wie sie durch die Korallen streifen.

Zum Mittagessen ging es dann in eines der sieben Dörfer der Insel. Wie auch sonst überall auf Taiwan, gab es auch hier supergutes Essen zum kleinen Preis. In dem Falle war es eine kräftige Rindfleischsuppe.


Auf Lanyu gibt es sieben kleine Siedlungen wie diese, die alle neben dem chinesischen auch einen Yami Namen haben.

Das Wetter war am nächsten Tag zwar nich ganz so gut, doch die Landschaft war dadurch nicht weniger beeindruckend. Die folgenden Fotos sind allerdings nur ein kläglicher Versuch, das Ganze einigermaßen realitätsnah abzubilden:





Neben Dschungel, Korallen und radioaktiem Abfall gibt auf Lanyu auch noch hohe Wellen, wunderschöne Felsen und mehrere Höhlen:


Besonders am zweiten Tag hatte es der Wellengang in sich. Das hat man auch auf dem Trip zurück gemerkt.

Natur macht Kunst: die Rückstände einer Koralle an der Felsküste.

Eine der vielen Höhlen der Insel.

Da es am Montag wie gesagt kein Boot von Lanyu nach Taitung gab, mussten wir schon am Sonntag frühzeitig ans Festland. Das war aber gar nicht so schlimm. Wir sind im gleichen Hostel wie am Vortag eingecheckt, und die Freude über unsere Rückkehr war auf beiden Seiten groß.

Den Montag haben wir bei den heißen Quellen südlich von Taitung verbracht. In dem Thermalbad mit Becken von bis zu 45°C ließ es sich dann mehr oder weniger gut aushalten.


Im Thermalbad in den Bergen von Taitung ließ sich der Vormittag ganz gut aushalten.

Teilweise sind die Quellen so heiß, dass man sogar kochen kann. Dafür ist diese Kochstation hier vorgesehen.

Montag Abend war es dann Zeit für den Rückweg. Die fünfstündige Zugfahrt ließ sich mit einer Runde Skat aber ganz gut rumkriegen. In Taipei dann schnell in den vorletzten HSR gehüpft, und schon waren wir nach unserer fünftägigen Ostküstentour daheim im zivilisierten Hsinchu.


Wie hier zu sehen ist, waren meine Blätter beim Skat weniger gut. Nach 36 Runden mussten wir uns Max geschlagen geben.

Die Tour entlang der Ostküste war bis jetzt die schönste Reise, die ich hier unternommen habe. Es hat sich wieder bestätigt, wie wunderschön und kontrastreich Taiwan ist. Eine einzigartige Insel.