Sonntag, 25. August 2013

Taipei, Taipei, oh Taipei...

Bin vorletztes Wochenede ausnahmsweise mal in Taipei gewesen. Und nur dreimal. Freitag Abend: Karas Abschiedsparty im Myst. Morgens mit dem ersten Bus um sieben zurück nach Hsinchu. Samstag: drei Uhr aufgestanden, um halb fünf den Zug nach Taipei für die Poolparty im Waterpark (gibts leider keine Bilder von). Sonntag Abend: Dinner, Taipei 101. Von Sonntag auf Montag in Taipei geblieben, und morgens dann mit dem HSR zurück nach Hsinchu. Man könnte fast in Taipei wohnen und in Hsinchu arbeiten, oder umgekehrt - so angenehm ist das Reisen per High Speed Rail - allerdings auch nicht ganz so günstig, mit 7€ pro fahrt. Generell ist die Infrastruktur in Taipei aber sehr gut, sehr angenehm, vor allem aber voll mit Menschen. Es überrascht mich schon, dass alles bei den Menschenmassen immer so reibungslos abläuft. Heute war ich auch wieder in Taipei, das STONE Bouldering Gym ausprobieren. Ich wurde nicht enttäuscht. Aber dazu später. Hier noch ein paar Bilder vom Elephant Mountain vom Sonntag nach dem Paintball (600 Stufen oder so, aber die lohnen sich). Der Elephant Mountain ist ein sehr bekannter Aussichtspunkt in Taipei. Raus kommen dann Bilder wie die hier:

Der Taipei 101 - schon schick, das Ding!

Der Blick über Taipei bei Sonnenuntergang

Bei der Aussicht ist der Platz natürlich nicht ganz unbeliebt - Sonntag Abend, gegen sieben Uhr

Elephant Mountain. Die Chinesischen Zeichen stellen - wer hätts gedacht - einen Elefanten und einen Berg da. Elefantenberg halt.
 
Da ist der beliebte Berg!
  
Ja, man könnte sagen, ich mag Taipei. Die Stadt ist einfach voll mit Menschen, bietet alles was man braucht, und ist sehr modern. Wobei es bezogen auf den Entwichlungsstand sehr gravierende Kontraste gibt. Ein dreckiges, über fünfzig Jahre altes, zweistöckiges Wohnhaus reiht sich zwischen zwei zwanzigstöckigen Bürogebäuden ein. Auch das ist Taipei. Die rasante Entwicklung der Insel ist hat ihre Vorteile, zeigt sich aber auch von ihrer andere Seite. Ich werde das mal Fotografisch in einem eigenen Post festhalten. Hier einfach mal ein paar Bilder vom Stadtleben Taipeis:


Morgengrauen in Taipei, Samstag um sechs Uhr

Die Metro außerhalb der Stoßzeiten - wie viel Platz da noch ist!

Nachtleben in Taipei - auch hier ist der Roller ein weit verbreitetes Verkehrsmittel


Mein Hotelzimmer - nur knapp 30 Euro pro Nacht. Sollte jedoch nicht zu Gewohnheit werden.

Der morgendlich Berufsverkehr. Die Autos bewegen sich übrigens nicht, alles steht auf der Kreuzung, aber das ist normal.

Wer auf dem Foto oben genau hinschaut, der erkennt den Verkehrspolizisten. Eine sehr weit verbreitete Beschäftigung in Taiwan, auch in Hsinchu steht an jeder zweiten Keruzung einer. Sogar die Tiefgaragen unserer Wohnkomplexe haben Personal, das nur dazu da ist, morgens die Autos und Roller aus der Garage zu winken. Und ja, Ampeln haben die auch. Trotzdem gibt es überall eifrig winkende und ständig pfeifende Menschen, die den Verkehr "regeln". Arbeitslosenquote von knapp über 4%, so gehts!

Hier mein eifriger Freund, den ich jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit in Hsinchu sehe. Macht seinen Job tadellos.




Auch dieser gesellige Typ macht seinen Job sehr zuverlässig (bewegt die Arme auf und ab) - Baustellenabsicherung auf taiwanisch. Ob die Verkehrspolizisten auch bald so aussehen?

Hier noch fix die Bilder vom STONE (von http://taiwanrocks.net/ - für alle die auf der Suche nach guten climbing spots in Taiwan sind). Ein sehr gutes Bouldering Gym. Nette Leute, faire Preise, und vor allem: gute Boulder! Ist nur etwas weit ab vom Zentrum, mitten in einer kleinen unscheinbaren Siedlung, aber der Weg lohnt sich allemal! In den nächsten Wochen werde ich mal die Outdoor Spots hier in Taiwan erkunden. Freue mich schon riesig, da die Climbing Community hier echt gut ist!



So jetzt aber ab ins Bett! Vorher noch schnell zwei random Bilder eingestreut. An der Tankstelle vom letzten Mal kann man übrigens Wasser tanken. Wozu weiß ich auch noch nicht so genau :D


Ein Tempel auf meinem Rückweg vom Bouldern. Die findet man an jeder ecke, und es brennt immer Licht. Manchmal liegen sogar ein paar Opfergaben bereit.
Nicht etwa Diebstahl, nein, die Polizei der Metro hat hier anscheinend ganz andere Probleme... nach dem Real Time Display für die Männertoilette überrascht mich aber gar nichts mehr.

Dienstag, 20. August 2013

Spannung, Spiel und Spaß

Es ist Zeit für einen neuen Post! Was ist seit dem letzten Mal passiert? Relativ viel, Taiwan never sleeps! Unter anderem auch weil seven eleven 24 Stunden auf hat. Und weil hier die Baustellen vor allem auch Nachts betrieben werden. Man kann den Gebäuden quasi beim Wachsen zusehen. 

Da der letzte Beitrag ja relativ anstrenged war, und alle jetzt sicherlich genug von Chinesisch haben, gibt es hier mal wieder ein paar Bilder mehr.
Abgesehen davon, dass der Job super ist und die Kollegen sehr nett und kompetent, macht man mit dem Team des APH auch viel in der Freizeit. Vorletztes Wochenende zum Beispiel (ja, ich bin schon eines im Rückstand!) ging es zuerst zum Kartfahren, danach zum Paintball, und zum Abschluss des Tages noch zum Japaner essen, in einem super Restaurant. Am Sonntag stand dann mal wieder Taipei auf dem Plan. Aber der Reihe nach.


Die Kartbahn war relativ abgelegen. Knappe 45min mit dem Scooter durch die Landschaft um Hsinchu.

Leider konnte ich keine Fotos während der Fart machen, da ich permanent damit beschäftigt war, alle anderen zu überrunden. Stressige Angelegenheit.
 
Das Paintball Areal war in der Näge der Kartbahn. Nach ein bisschen Spaß auf der Kartbahn wurde es dann also ernst...

Mit voller Mannschaft wurde zum Kampf angetreten!

Nach einem kurzen Briefing ging es dann auch schon los
Naja, fast, ein Gruppenfoto musste natürlich noch her


Bei der Seitenwahl wird gerne mal gefeilscht. Zurecht.

Wer getroffen wird, hebt die Hand und muss zur Basis zurück. Man hofft, dass sich alle an die Regeln halten und den "Gefallenen" nicht weiter beschießen... hat meistens auch funktioniert. Meistens.

Das blaue Team war in der Unterzahl, hatte dafür aber die bessere Deckung.

Sogar ich als Ex-Zivi konnte der Versuchung nicht widerstehen!

Auch den Kollegen hat es sichtlich Spaß gemacht (den Frauen besonders, die haben nämlich noch zusätzliche Schutzwesten bekommen)
Und was kommt bei dem ganzen Spaß heraus? Naja, sowas...

Nach einem wirklich anstrengenden Nachmittag ging es zum Abschluss noch zu Japaner in Hsinchu. Ich habe noch nie in meinem Leben so gutes Japanischen Essen gehabt. Gut, ich habe auch noch nicht oft japanisch gegessen (ich glaub sogar dass es hier das erste Mal war), aber das Fazit bleibt dasselbe: Hammer. Man muss erstmal seine Schuhe ausziehen, und man sitzt quasi auf dem Boden, aber unter den Tischen ist noch Platz nach unten für die Füße, sodass man angenehm sitzt. Nur Kellner möchte ich da nicht sein, da diese sich die ganze Zeit extrem tief bücken müssen. 
Wenns dann ans essen gehts, bestellt man einfach von allem etwas. Wir hatten ungefähr drei Platten von jedem Gericht für zirka achtzehn Personen. Man nimmt sich einfach von den Tellern in der Mitte das Tischen worauf man gerade Lust hat. Von Fischpfannkuchen über Wurzelchips, Garnelen und Steak, bis hin zu Austern und Hühnerfilet. Alles superlecker und noch dazu toll angerichtet. Nur mit den Garnelen musste ich mich zuerst anfreunden, da man die kleinen (um die 5cm Länge) ganz isst, also komplett, mit Panzer und Augen und Gehirn und Darm und Allem. Fühlt sich pieksig und knusprig an, schmeckt aber ansonsten wie die großen. Und überlebt hab ichs auch. Ist gar nicht mal so übel, wenn die Soße stimmt. Die war übrigens sehr scharf, ich denke aus Desinfektonsgründen, oder so...

Die Praktikantenseite des Tisches

Einer meiner neuen kleinen Freunde - mit einem Haps sind die im Mund!

Ansonsten wurde auch unter der Woche viel gegessen. Abends gehen wir oft ins Restaurant oder holen etwas zum mitnehmen, da man recht wenig selber kocht, und es sich preislich kaum lohnt. Falls ich aus beruflichen Gründen zur örtlichen Universität muss, gibts auch manchmal Mittagessen extern. So wie in folgendem Restaurant:

Erste Station: Teppanyaki. Super lecker, frisch und zu einem guten Preis. Sobald ich wieder in Moers bin, werde ich eine eigene Kette davon aufmachen! (Kapitalgeber gesucht)


Zum Nachtisch gibts dann Gebäck mit süßer Füllung. Ich hatte die altbekannten roten Bohnen (eine traditonelle taiwanische Süßspeise) und Schokolade als Füllung





Ich müsste mal den Namen des Nachtisches heraussuchen - ansich spricht das Bild aber schon für sich: süß, lecker, und macht pappsatt!

An einem Freitag wurden wir dann noch von unserem taiwanischen Mitpraktikanten Michael und seiner Familie zum Essen in ein sehr gutem Dumpling Restaurant eingeladen. Ich weiss gar nicht mehr was es alles gab, allerdings sollte aus den Bildern ersichtlich werden, dass man so ziemlich alles in die beliebten Teigtaschen stopfen kann. Die Spanne reicht so weit wie die menschliche Kreativität, die ja bekanntlich keine Grenzen kennt, besonders dann nicht, wenn es um Nahrungsmittel in Asien geht (siehe auch: stinky tofu: http://de.wikipedia.org/wiki/Stinkender_Tofu (stinkt wirklich abartig!). Also gibt es auch in den Dumplings einfaches Gemüse, oder aber auch Seeigel oder Muschelfleisch.


Am Anfang war die Stimmung noch ausgelassen - würde das auch so bleiben sobald das Essen kommt?

Zur Vorspeise leicht gemischte Gerichte, unter den prüfenden Augen unserer taiwanischen Gastgeber

Auf einmal war der Tisch prall gefüllt mit den unterschiedlichsten Teigtaschen - sehr zur Freude aller Beteiligten

Was wurde sonst noch so gegessen? Ach ja, hot pot! Man bekommt einen Topf mit entsprechender Soße (ich hatte Kokosmilch), und entsprechende Zutaten die dann am Tisch gekocht werden. Jeder Platz hat eine eigene gasbetriebene Herdplatte, und man kann die Stärke selber wählen.
Was das alles genau war kann ich gar nicht genau sagen, allerdings habe ich Schinken, Ei, Lauch, gekochtes Blut im Reisriegel, frittierte Kaviartaschen, frittiere Fischbällchen, und Pilze erkannt. Der Rest war und bleibt unbekannt, doch bei mir gilt aber mittlerweile die Devise: erst essen, dann fragen. Wobei sich das mit dem Fragen hier auch nicht anbot, da der Besitzer des Restaurants kaum Englisch konnte. Auch die Speisekarte war nur auf Chinesisch. Zum Glück gabs draußen eine Tafel mit Bildern der Gerichte und den dazugehörigen Zeichen, und mit ein bisschen Talent für Puzzles kann man dann auch die Gerichte auf der Karte wiederfinden. Ich war nur zu 50% überrascht, was ich in meinem hot pot hatte.

Hotpot für zwei - mit ganz vielen Zutaten (der braune Riegel ist Reis mit gekochtem Blut)

Da freut sich auch der hungrige Hendrik!


Die Übersetzung ins Englische könnte ein Hinweis auf die nicht vorhandenen Englischkenntnisse des Ladenbesitzers sein...
...denn das Gegenteil von "to run business" (-> open), ist ja nunmal "drink tea" (-> closed) (?!?)
Hmm, ich merke gerade, dass das jetzt schon wieder zum Essenpost mutiert ist. Schlimm sowas! Wobei Essen hier nunmal einen nicht unwichtigen Teil des sozialen Miteinanders ausmacht...


Auch die Convenience Stores sind ein fester Bestandteil des sozialen Lebens - hier einer der Family Marts
Am Sonntag nach dem Paintball ging es dann zum Elephant Mountain in Taipei. Das ist allerdings ein Thema fürs nächste Mal. Bis dahin ein kleines Bilderrätsel:

Eine Tankstelle. Für was? Die Antwort gibts im nächsten Post


Montag, 12. August 2013

Die Sprache


Chinesisch - oder: die simpelste Sprache der Welt


... wobei simpel hier nicht bedeuten soll, dass es einfach zu lernen ist. Ich fange mal mit einer kleinen Grundlektion an:
Wie die meisten sicherlich wissen, ist die Betonung im Chinesischen sehr wichtig. Im Mandarin, also dem "gängigen" Chinesisch, gibt es vier unterschiedliche Betonungen. Eine nach oben, also wie wenn man eine Frage stellt, eine "neutrale", die sich anhört, als ob man singt, eine nach unten, die sich anhört wie der deutsche Imperativ, und eine doppelte, die man sich als den Buchstaben zweimal schnell hintereinander gesprochen vorstellen kann.

Ein Beispiel: die Silbe "ma"

má: fragend, also wie "ma?"          -> bedeutet mama
mā: singend, also wie "maaaaaa"   -> bedeutet tuch oder sowas
mà: befehlend, also wie "ma!"       -> bedeutet schimpfen
mă: ein wenig wie "ma ah"            -> bedeutet pferd

Man sieht also, schon feinste Unterschiede können gröbste Missverständnisse hervorrufen. Hinzu kommt, dass man die Unterschiede kaum hört - es also auch nicht nachmachen kann. Besonders wenn der Gesprächspartner schnell redet - wie es hier üblich ist - kommt man kaum mit. Außerdem hören sich die Töne dann auch wieder unterschiedlich an. Und es gibt Sonderregeln, wenn z.B. in einer bestimmten Situartion zwei bestimmte Töne aufeinander folgen, macht man einen anderen draus (oder so ähnlich). Abgesehen davon ist man es als Europäer einfach nicht gewohnt, die Betonung silbenweise zu ändern. Meist ändern wir den Sprachtonus nur, wenn es um Fragen, Befehle oder Sarkasmus geht. Hier ist das ein auf und ab wie auf der Achterbahn.
Manchmal glaube ich in Ansätzen verstehen zu können, wie sich gehörlose Menschen beim Sprechen lernen fühlen...

Und wie lernt man das als nicht-Asiate? Zur Vereinfachung gibt das das sogenannte Pin Yin, eine Übergangssprache oder Zwischensprache, mit der einzelne Zeichen in unser Buchstabensystem übersetzt werden. Das Problem ist, dass es für Unterschiedliche Zeichen zum Teil die gleichen pin yin Ausdrücke gibt - das ist also nicht so ganz akkurat. Ohne das Pin Yin wäre es allerdings ziemlich schwer. Um 90% der Tageszeitung lesen zu können, sollte man circa. 3000 Zeichen beherrschen. Diese reichen dann auch grob aus, um den täglichen Bedarf zu decken. Der Hauptwortschatz beläuft sich meines Wissens nach auf circa 6000 Zeichen. Füher gab es mehr, ich habe mal irgendwo von 48000 Zeichen gelesen.

Abgesehen davon, dass die Zeichen zum Teil einfach extrem kompliziert sind und in bestimmten Kombinationen wieder was anderes bedeuten, kommt noch hinzu, dass man die Aussprache nur schwer beziehungsweise gar nicht an den Zeichen ablesen kann (auf diese Frage habe ich noch kein eindeutige Antwort bekommen). Man lernt also quasi zwei Sprachen. Das mit den Zeichen lasse ich aber weg, ich konzentriere mich aufs Gesprochene. Manchmal hilft es sehr viel, sich die Sachen in pin yin aufzuschreiben, um sich die Aussprache zu merken. Allerdings hilft das bei mir meist nicht soo viel, da die pin yin Aussprachen relativ umfangreich sind, also muss ich mir meist noch eine Phonetik-Version daneben schreiben, so ein Mischmasch aus Deutsch und Französisch - erfunden von mir selber. 
Aber selbst dann kann man die Aussprache einfach nicht richtig festhalten, da die Chinesen einfach wahre Zungenkünstler sind. Nicht nur beim Schlürfen der Nudeln oder Lösen des Fleisches von den Knochen, auch beim Sprechen wird die Zunge zum feinmechanischen Werkzeug. Es gibt so viele unterschiedliche Möglichkeiten, tien auszuprechen, dass mir das manchmal einfach zu kompliziert wird. Auch mit "ü" und "ts zß ßs ßz" und so weiter kommt man schon ganz schön durcheinander.

Das einfache an der Sprache ist allerdings, dass es kaum Grammatik gibt. Verben werden nicht konjugiert, und Zeiten gibt's in unserem Sinne nicht. Wenn man Chinesisch direkt übersetzt, dann hört man, dass die Sprache in bestimmten Bereichen relativ einfach strukturiert ist. Zum Beispiel:

Wie geht es dir? -> ni hao ma? (Du gut "Fragezeichen" (ma indiziert eine Frage im gesprochenen Chinesisch)

Mir geht es gut. -> wo hao (ich gut)

Heute ist schönes Wetter. -> xingtien tienchi hen hao (heute Wetter sehr gut)

Gestern war schönes Wetter. -> mingtien tienchi hen hao (gestern Wetter sehr gut; bin mir gerade aber nicht mehr sicher ob mingtien gestern oder morgen war)

Wie teuer ist das? -> tse ge duoschao tien? (Das wieviel Geld)

Man bedenke dass auf jeden Vokal das Zeichen zur jeweilgen Betonung kommt - und dann auch richtig ausgesprochen werden muss. Aber ansonsten gar nicht mal so schwer, oder?

Neben der einfachen Grammatik gibt es aber auch komplizierte und - auf den ersten Blick - unlogische Dinge (auch auf den zweiten, aber wir Deutschen sollten uns über unlogische und unnötig komplizierte Sprachstrukturen nicht beschweren). Als Beispiel mönchte ich die sogenannten Classifier nehmen. Diese werden benutzt, sobald man eine Menge von etwas angibt, und eine Zahl davor setzt:

ich hätte gerne drei "classifier" eier -> wo yao san gue ji dan (ich wollen drei "classifier" Eier)

"gue" ist hier der Classifier. Ich habe gehört, dass es ca. 800 (?) davon geben soll, unter anderem zum Beispiel einen für flache Dinge. Ein Tisch und ein Blatt Papier haben demnach den gleichen Classifier (zhang oder so). Klingt logisch, oder?
Sobald man keinen Classifier benutzt, versteht auch keiner was man eigentlich will. Menschen und Lieder haben zum Beispiel auch denselben Classifier (warum auch immer). Das schöne ist aber, dass es einen Classifier gibt, der alles abdeckt! Und zwar "gue". Deshalb hab ich auch überhaupt keine Ahnung, wie die Classifier heißen. Die ganze Zeit "gue" zu benutzen ist zwar ungefähr so wie im Deutschen immer den Artikel "der" zu Benutzen, und man muss zugeben, der Sonne oder der Auto hört sich schon ziemlich beknackt an. Aber gut, bevor ich dutzende dieser (nutzlosen?) Classifier lerne, hör ich mich lieber doof an. Hat bis jetzt immer geklappt.

Mittlwerweile habe ich auch das Standartvokabular zum Essen bestellen drauf. Und Zahlen gehen auch ganz gut. Kann man die Zahlen von eins bis zehn, und weiß man was hundert und tausend heisst, so gehts fast überall weiter. Man reiht die Zahlen einfach hintereinander. Hier ein kleiner Exkurs (Zahlen eins bis zehn, und der Ausruck für hundert und tausend; ungefähre Aussprache in Klammern):

Yi      ( I )
Er      ( Arr )
San    ( Sann )
Se      ( Sßö )
Wuo  ( Uo )
Liu     ( Liu )
Qi      ( Tschi )
Ba      ( Ba! )
Jiu      ( Dschiou )
Shi     ( Schö! )

Bai     (Bai)
Qian   (Dschienn)

1234 wäre also:
yi qian er bai san shi se - nicht wirklich viel schwerer als Eintausendzweihundertvierunddreißig...

(kleine Bemerkung für unlogische Eigenheiten der Deutschen Sprache am Rande: bis einhundert werden die Zahlen "falschrum" genannt - was meiner Meinung nach der Grund ist, warum viele Leute die letzten beiden Ziffern einer Zahl noch heute falsch herum schreiben - sogar ich hab das in der Grundschule so gemacht. Sinn machts nicht wirklich...)

Aber Sinnloses gibts überall. Zum Beispiel nimmt man anstatt "Er" für die Zwei "Liang", falls man die Anzahl von etwas angibt, weil - keine Ahnung. Zwei als Zahl ist was anderes als zwei als Anzahl von etwas. Und für zweihundert sagt man auch liang bai anstatt er bai. Aber als Deutscher... wie gesagt, man sollte sich mit Beschwerden über unlogische Sachen zurückhalten.

Aber sonst: Easy! Oder?

Essen bestellen geht also schon ganz gut (sonst würde ich ja nicht hier sitzen und schreiben). Standart-Vokabular:

Dai tzo! (Take Away)
Wo bu yao la (Ich nicht will scharf)

Und dann immer freundlich nicken und Kombinationen aus Shi, Due und Hao verwenden (bedeutet alles mehr oder weniger sowas wie gut, okay, ja, verstanden, und wird hier SEHR gerne benutzt, besonders hao und due). Also zum Beispiel: hao, due due due, hao hao, shi! Auf Deutsch: Ja, passt!

Falls man was nicht versteht, dann heissts:

Wo bu dong (Ich nicht verstehen) oder

Wo bu dschidao (Ich nicht wissen)

Aber eigentich kommt man mit "ze gue" (sprich: tsöggö) (das da) und drauf zeigen immer weiter. Habe heute sogar erfolgreich meinen Roller reparieren lassen (Hinterrad war platt, musste ersetzt werden, und Rücklicht hatte einen Wackelkontakt, und ein Spiegel musste justiert werden). Gut, musste ich ein bisschen viel tsöggen und draufzeigen, aber am Ende beliefen sich die Materialkosten für den neuen Reifen auf 30€, der Rest war umsonst (sogar ein neues Rücklicht!). Und das ganze war auch noch in weniger als 10 Minuten erledigt, ohne vorher warten zu müssen! Das nenn ich Service! Und für alle, die bis hierhin brav gelesen haben, ein Foto von der Rollerwerkstatt!


ZipZap da ist das neue Rad! Serviceparadies Taiwan


Für etwas komplexere Sachen stehen dann auch mal gerne die taiwanesischen Kollegen zur Verfügung. Wir haben auch zwei taiwanesische Studenten als Mitpraktikanten, die sogar manchmal Abends mitkommen falls was mit der SIM-Karte vom Handy nicht klappt oder man irgendwas anderes kompliziertes regeln muss. Ich versuche aber, mein Chinesisch täglich zu verbessern, damit ich nicht auf Dolmetscher angewiesen bin. Der Erfolg des selber Verständigens hängt aber auch vom Gegenüber ab. Abgesehen davon, dass die Aussprache scheisse schwer ist, sind die meisten Taiwaner einfach nicht darauf vorbereitet, dass man als nicht-Asiate jetzt Mandarin spricht, verstehen den ersten Satz also genrell schonmal gar nicht und müssen sich dann erstmal vom Schock erhohlen. Dann werden die meisten unsicher, und da meine Aussprache falsch ist, müssen sich diverse Essensverkäufer oder Rollerreparateure die Wörter aus dem Kontext herleiten, was aber manchmal (oft) nicht gelingt. Des öfteren ist dann der am besten Englisch sprechende Restaurantmitareiter der Leidtragende, der irgendwo aus der letzten Ecke an den Tresen gezogen wird.
Nach dem ich letztes im Restaurant ungefähr fünfmal "wo bu yao cha" (Ich nicht wollen tee) gesagt habe, in alle möglichen Betonungen, musste ich dann doch aufs Englische ausweichen. "I don't want tea" war dann aber auch verständlich. Ein Glück!

Englisch ist sowieso ein Thema. Manche sprechen es perfekt, kleine Kinder können meist mehr basics als Ältere, mit der Aussprache hapert es ein wenig - aber das wichtigste geht meist wirklich auf Englisch und mit ein paar eingestreuten chinesischen Vokabeln.

Auch in Sachen zwischenmenschlicher Kommunikation lasse ich mich natürlich nicht lumpen! Brav gerlent, was es heisst, "schön dich kennenzulernen" zu sagen, und stolz wie Oskar direkt auf der Arbeit angewendet:

hen gaoxing renshi ni (sehr schön/erfreut kennenlernen dich)

Guckt der Kollege mich verständnislos an und sagt: "I'm Korean!"

Ups, okay, aber einen Versuch wars wert. Kann mittlerweile fast den Unterschied zwischen Koreanern, Japanern, Chinesen und Thailändern erkennen. Aber Taiwaner von Chinese zu unterscheiden, da haperts noch ein wenig. (zur Info: Koreanisch und Chinesisch haben bis auf die Tatsache, dass beide mit Zeichen anstatt Buchstaben arbeiten, nichts miteinander zu tun)

Da ich selber noch nicht so sprachsicher bin, sind alle Angaben, wie immer, ohne Gewähr! ;)

Hier noch eine Gottesanbeterin als Bonus! Tadaa!

Gottesanbeterin live, lebending und draußen!